Wann wird es wirklich Herbst?
Bist du neugierig, wissbegierig, scharf drauf, Dingen genauer auf den Grund zu gehen? Eine gute Möglichkeit bietet der Oktober 2015. Er wird zum Forschungsmonat für Kinder und Jugendliche. Schülerinnen und Schüler aus ganz Österreich können in Zusammenarbeit mit echten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern praxisnah forschen. Neben Beiträgen zu wichtigen Forschungsgebieten können Klassen obendrein Preise – bis zu 3000 Euro – gewinnen.
Alle können mitmachen
Der „Citizen Science Award“ ist eine neue Initiative von Young Science, dem Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule. (Es wird vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium finanziert.) Der Award öffnet diese Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen erstmals für ALLE Schülerinnen und Schülern.
Zur Auswahl stehen vier Projekte, die hier vorgestellt werden: Dokumentieren der Verfärbung bzw. des Abfalls von Laubblättern, Entwicklung eines Allergie-Fragebogens, Testen und Weiterentwickeln von Online-Laboren und Senden von Bildern zu politischen Alltagsbeobachtungen. Klassen, die mitmachen, melden sich online – ab Mitte September – an.
Smartphones oder Handys mit Kamera und ein Computer reichen meist. Bei einigen Projekten müssen natürlich kostenlose Apps heruntergeladen werden.
Im November werden die Projekte ausgewertet. Die siegreichen Klassen werden Ende des Jahres feierlich ausgezeichnet.
Die Preise
Für jedes der vier Projekte winken Geldpreise für die Klassenkassa:
Hauptpreis: je 1500 Euro
Zweiter Platz: 1000 Euro
Dritter Platz: 500 Euro
Alle Projekte sind für Oberstufen, also auch Berufsschulen, geeignet, bei „FarbVerrückt“ können zusätzlich Volksschul- und Unterstufenklassen mitmachen, daher gibt es hier zwei Awards.
Obendrein gibt es für die außergewöhnlichste Art des Mitmachens einen Sonderpreis von 3000 Euro.
InfosYoung Science – Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule beim OeAD: www.youngscience.at/award
Ab Mitte September mit Links zu den Anmeldeseiten der Projekte
Allergien nehmen zu. Mittlerweile reagiert bei uns fast ein Drittel der Menschen ungesund auf Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Lebensmittel, Kosmetika oder anderes. Die umgangssprachlich auch mitunter Allergie genannte ablehnende Reaktion gegenüber anderen Menschen zählt hier allerdings nicht.
Was sind Ursachen?
Dafür wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möglichst viele Infos und Angaben zu Ernährung, Konsumgewohnheiten, aber auch körperlicher Fitness sammeln usw. – sowohl von Menschen, die an Allergien leiden als auch solchen, die das nicht tun. Der Vergleich der Daten kann helfen, drauf zu kommen, was Entstehung und Entwicklung einer Allergie fördert oder nicht.
In dem nunmehrigen Projekt von Fachleuten und Jugendlichen geht es noch gar nicht um das Sammeln solcher Daten selbst. Die Forscherinnen und Forscher wollen das Know-how der Schülerinnen und Schüler für die Erstellung eines Online-Fragebogens fruchtbringend nutzen.
Fragebogen checken
Die enge Zusammenarbeit von Forschenden und Jugendlichen soll mithelfen, dass der Fragebogen von möglichst vielen Menschen einfach beantwortet werden kann. Denn: Je mehr Menschen den späteren Fragebogen gut ausfüllen können, desto konkreter lassen sich daraus Erkenntnisse über die Entstehung von Allergien ablesen. Im Frühjahr 2016 wird der dann gemeinsam entwickelte Fragebogen online sein.
Interessierte können ganz einfach auf der ALRAUNE-Website mitmachen. Dort werden jeweils zwei Fragen zum gleichen Thema angezeigt. Diese sollen darauf geprüft werden, welche leichter verständlich zu beantworten ist.
In einem nächsten Schritt wird aus den beiden Fragen jene gewählt, die in den Fragebogen kommen soll. Wer findet, dass beide Versionen suboptimal sind, kann natürlich eigene Verbesserungsvorschläge machen.
Wie mitmachen?
Schulklassen, die bei diesem Projekt mitmachen wollen, melden sich mit einer Lehrkraft beim ALRAUNE-Team (siehe rechts) zur Teilnahme an. Danach erhält jede Klasse die Zugangsdaten für ein Klassen-Login.
Je mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Fragen bewerten und ihre eigenen Vorschläge einbringen, umso besser wird der daraus entwickelte Fragebogen. Damit leisten die Jugendlichen in einer frühen Phase einen sehr wichtigen Beitrag für die Allergieforschung. Und: Ist mehr über die Ursachen der Entstehung bekannt, kann es in der Folge auch Vorschläge zur Abhilfe geben.
Jene Klassen, die besonders viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer motivieren können und somit die meisten Fragen bewerten, gewinnen einen der Preise.
Infos
ALRAUNE –
Allergien auf der Spur
Oberstufenklassen
Gewertet wird die Leistung der ganzen Klassen im Oktober
PC, Tablet, Smartphone, Internet
www.youngscience.at/award_alraune
Fix ist: In den vergangenen 100 Jahren wurde es im Alpenraum im Schnitt um fast zwei Grad wärmer.
Fest steht auch: Der Frühling beginnt heute ungefähr zehn Tage früher als noch vor rund 30 Jahren.
Beides ist gut dokumentiert.
Welche Farben an welchen Bäumen zu verschiedenen Zeiten eintreten, hängt vom Zusammenspiel von abnehmenden Sonnenstunden, Temperaturen und Niederschlägen ab. Welchen Einfluss diese Faktoren haben, ist noch zu wenig erforscht.
Darum braucht’s aber vorerst einmal mehr und genauere Daten über das Wann, Wo, Wie. Das soll im Projekt „ FarbVerrückt“ passieren.
Auch für Kinder
Dieses ist das Einzige der vier Projekte, bei dem auch Kinder mitmachen können. Schon Volksschulklassen werden ersucht, mitzuhelfen, die Ursachen der zeitlichen Verschiebung der herbstlichen Laubverfärbung und des Laubfalles in ganz Österreich zu untersuchen.
Gewünscht, erhofft sind möglichst viele Beobachtungen an Sträuchern und Bäumen in ganz Österreich.
Dokumentieren mit App
Für das Festhalten der Beobachtungen der Blattverfärbungen wurde eine kostenlose App entwickelt, in die mit Hilfe fotografierter Blätter die jeweilige Gehölzart, Phase und Farbe eingegeben werden können. Diese Daten werden gesammelt und auf der Website – grafisch – dargestellt.
Bilder und Angaben werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bei der Ursachenforschung für die zeitliche Verschiebung der Laubverfärbung und des Blattabfalles weiterbringen.
Die Daten werden übrigens auch in eine einschlägige internationale Datenbank eingespielt, helfen also der weltweiten Forschung an diesem Phänomen.
Wie mitforschen?
Ab 10. September können sich Klassen in der „Open Participation Zone“ des Projektes registrieren.
Die für „ FarbVerrückt“ aktualisierte App „NaturVerrückt“ wird ab Mitte September auf der Homepage zum Gratis-Download zur Verfügung stehen.
Infos
FarbVerrückt
Wie verändert sich unsere Natur durch den Klimawandel?
Klassen aller Schulstufen
Gewertet wird die Leistung der ganzen Klasse im Oktober
Smartphone, App der ZAMG
www.youngscience.at/award_farbVerrueckt
Von zu Hause, der Schule oder von unterwegs aus in einem Labor forschen – dazu braucht’s nicht immer eine große mobile Ausrüstung. Via Internetzugang ist für so manches Experiment der Zugriff auf Online-Labore möglich. Und zwar von wo aus und wann auch immer.
Testen und mit (weiter) entwickeln
Das Projekt Online-Labs4All will Laborversuche in einer weltweiten Wolke vernetzen. Dafür sollen auch noch neuartige Schnittstellen (Interfaces) entwickelt werden. Die teilnehmenden Jugendlichen werden dabei mit international führenden Institutionen wie der iLab Alliance des MIT (Massachusetts Institute of Technology) zusammenarbeiten. Durch diese Kooperation helfen sie auch bei der Entwicklung dieser globalen Online Cloud mit. Natürlich nicht zuletzt gemeinsam mit Jugendlichen von Schulen und Einrichtungen anderer Länder.
Wie mitforschen?Die Jugendlichen müssen nicht in einem echten Labor persönlich anwesend sein, sondern können von überall aus und jederzeit Laborexperimente durchführen.
Ein Beispiel vielleicht: Ein Labor, in dem Biegeversuche gemacht werden. Es gilt zu testen, wie belastbar Holzbrücken sind und ab welchem Punkt sie einstürzen. Es muss in diesem Projekt also nicht überall die eine oder andere Holzbrücke gebaut werden. Computer, Tablet oder ein Smartphone mit Internetverbindung reicht. Experimentiert wird sozusagen übers Internet.
Jugendliche sowie Lehrpersonen sollen in diesem Projekt Online-Labore erproben und über ein elektronisches Formular Tipps, Kritik und Anregungen geben. Jedes vollständig ausgefüllte Formular nimmt am Bewerb teil. Die Schulen mit den meisten Rückmeldungen (gewertet werden die innerhalb einer Woche eingereichten Formulare der gesamten Schule) gewinnen die Preise.
Infos
Online-Labs4All
Schon mal in einem Online-Labor geforscht?
Oberstufenklassen
Gewertet wird die Leistung
der ganzen Schule in einer selbst gewählten Woche im Oktober
PC, Tablet, Smartphone, Internet
www.youngscience.at/ award_onlineLabs
Interessiert Politik Jugendliche? Was ist für sie überhaupt Politik? Wieweit betreffen sie Entscheidungen, Aussagen, Werbung der hochoffiziellen Politik? Oder sind viel mehr ganz andere informelle Dinge für sie politisch? Solche wo sie sich vielleicht selber einbringen können?
Das Publizistik-Institut der Uni Wien hat für sein Projekt die Abkürzung YAPES gefunden. Die steht für die beispielhafte politische Erfahrung Jugendlicher bzw. junger Erwachsener (Young Adults’ Political Experience Sampling).
Schau genau
Neben dem genaueren Draufschauen werden im Projekt viele sicher spannende Daten erhoben, die neue Einblicke in die politische Lebenswelt der Jugendlichen ermöglichen. Da ja die Bilder direkt aus der alltäglichen Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler stammen, eröffnen sie wahrscheinlich andere Blickwinkel auf das, was Jugendliche unter Politik sehen und verstehen. Je mehr Beiträge, desto vielfältiger wird das Bild über „die Jugend“ und wie sie ihr Umfeld und bildhafte Politik betrachten.
Wie mitforschen?
Schulklassen der Oberstufe und Berufsschulen können sich via eMail (s. rechts) anmelden. In der Projektwoche sammeln die Jugendlichen ihre politischen Erfahrungen entweder über WhatsApp oder schicken ihre Daten per eMail ans die Projektadresse. Sie kommentieren politische Probleme, die ihnen im Alltag begegnen, und dokumentieren sie mit Fotos oder Screenshots. Alle eingehenden Beiträge werden selbstverständlich anonym behandelt. Spannende Ergebnisse werden immer wieder auf dem Blog, der das Projekt begleitet, veröffentlicht, um auch zur Diskussion anzuregen.
Zu Beginn und am Ende der Projektphase wird ein kurzer Fragebogen verschickt, der unter anderem Motivation und Erwartungen zum Projekt abfragen will. Auf dem Projekt-Blog stehen alle Infos unter der Rubrik „Mitmachen“.
Infos
YAPES – Wann, wo und wie erleben Jugendliche Politik
Oberstufenklassen, natürlich inklusive Berufsschulen
Gewertet wird die Leistung der ganzen Klasse innerhalb einer selbst gewählten Oktober-Woche
Smartphone, PC, Tablett,
WhatsApp; eMail
www.youngscience.at/award_yapes
Mah, du fragst mir noch Löcher in den Bauch....!“ Wer kennt nicht solche Stoßseufzer, die dir als Kinder an den Kopf geworfen wurden, wenn du was wissen wolltest und mit einer einfachen Antwort nicht zufrieden warst. Besonders krass wurde es, wenn du „warum?“ gefragt hast.
Lebenselixier
Neugier – das ist aber nicht zuletzt das Elixier der Wissenschaft und Forschung. Erst gewöhnen sie’s dir ab, dann auf einmal sollst du sie wieder haben! Nicht zuletzt das ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Kinderunis. Allein im deutschsprachigen Raum bieten mittlerweile gut 100 Unis die Begegnung von Kindern und Wissenschafterinnen und Wissenschaftern an. Die Biochemikerin Renée Schroeder meinte nach ihrer Eröffnungsvorlesung für die Kinderuni Wien zum KURIER, sie liebe solche Lehrveranstaltungen, „weil die Kinder noch fragen, erwachsene Studierende hab ich erst nach drei Monaten so weit, dass sie Fragen stellen“. Bei der Sponsion der Wiener Kinderuni im altehrwürdigen Festsaal der Alma Mater Rudolphina müssen die Jüngststudierenden geloben (Spondeo), „nie aufzuhören, Fragen zu stellen“.
Forschungs-Werkstätten noch Mangelware
In den vergangenen Jahren hat sich die Erkenntnis, dass Fragen stellen wichtig, die Basis von Forschung ist, einigermaßen verbreitet. In (noch?) wenigen Volksschulen werden Forschungs-werkstätten eingerichtet. Insbesondere Oberstufenklassen beteiligen sich an projekten des Programms „Sparkling Science“.
Die „prickelnde Wissenschaft“...
...wird ebenso vom beim Österreichischen AustauschDienst (ÖAD) angesiedelten Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule organisiert wie der nunmehr erstmals durchgeführte Young Citizen Science-Award. In mittlerweile 260 geförderten Projekten arbeiteten und arbeiten mehr als 74.000 Kinder und vor allem Jugendliche gemeinsam mit rund 1.500 WissenschafterInnen und Studierenden und 1.500 (angehenden) Lehrpersonen an aktuellen wissenschaftlichen Fragen aus den Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften, der Technik, Informatik und der Medizin. Österreichweit sind 450 Schulen in die Projekte eingebunden. Drei Dutzend der Sparkling Science-Projekte befinden sich im Ausland, u. a. in Spanien, Italien, Deutschland, Slowenien, Slowakei, Serbien, Polen, Japan, Kamerun und in der Türkei.
Viele Angebote
Unter dem Dach von Young Science laufen auch Slams. Hier findet sich aber auch eine Themenplattform mit Vorschlägen für vorwissenschaftliche Arbeiten bzw. Diplomprojekte samt Kontakten zu Forscherinnen und Forschern. Mehr als 650 solcher Anregungen sind auf der Onlineplattform mittlerweile zu finden. Spricht diese einzelnen Schülerinnen und Schüler bzw. kleine Teams an, so richtet sich der nunmehrige Award an Klassen bzw. sogar an ganze Schulen. Neugier, Wissbegierde und nicht zuletzt der selbstverständliche Zugang zu Smartphones und Apps soll genutzt werden, um hier zunächst in vier Forschungsfeldern Hunderte Jugendliche (und in einem Fall auch Kinder) in Forschungsprojekte einzubinden. Und wie im Fall der Entwicklung eines Fragebogens ihr Know-How auch nicht nur fürs Datensammeln, sondern überhaupt erst für die weiteren Forschungen nutzbringend anzuwenden. Gerade letzteres ist auch ein sehr sichtbares Element der Bewegung Wissenschaft und Forschung für die Allgemeinheit zu öffnen – auch deren Ergebnisse. Die Haltung, alles möglichst so zu formulieren und gar zu verklausulieren, dass es möglichst wenige Menschen verstehen, wird zunehmend überwunden.
Themenplattform
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