Wir sind nicht Teil dieser Sch...

Vor einem zwar in der Ecke stehenden aber doch anfangs die Bühne überstrahlenden Trum aus „Fetzen“ tauchen fünf Tänzerinnen, zunächst mit Tiermasken auf. Zu einem Klangteppich aus Geräuschen und Musik (wie immer genial komponiert bzw. zusammengestellt von Sue Alice Okukubo), die Urwald, Dschungel oder auch „nur“ unbestimmte Umgebung symbolisieren, begeben sich Lilie Lin, Sandra Müller, Maria Teresa Tanzarella, Caroline Weber, Yuri Yoshimura vorsichtig spähend, schleichend, geduckt auf die Suche. Masken abgelegt, lassen die „ Blutsschwestern“ ihre Kraft, ihre Power bereits anfangs aufblitzen.
Zurück zu den Wurzeln

Nach drei Stücken über Jungs und ihre Suche nach sich, nach ihrer Rolle, in der Gesellschaft... kehrt das jüngste Stück von Regisseurin Corinne Eckenstein sozusagen zu den Wurzeln der von ihr – gemeinsam mit Lilly Axster – gegründeten Gruppe Theater Foxfire zurück. Der Name der Gruppe geht auf den Roman von Joyce Carol Oates „Foxfire. Die Geschichte einer Mädchenbande“ zurück. Mädchen/Frauen und ihre – oftmals versteckte, übersehene, ignorierte usw. Sicht auf das Geschehen ins Zentrum von Stücken zu stellen – durchzieht die mehr als zwei Jahrzehnte lange Bühnenarbeit der Gruppe. Die Jungs-Trilogie war da auch „nur“ konsequente Ergänzung zum Hinterfragen von Rollenklischees.
Starke Körperlichkeit

Zurück aber zum jüngsten Stück der künftigen Dschungel-Wien-Direktorin: Wie in vielen anderen ihrer Arbeiten ist es nicht nur ihre, sondern die gemeinsame Entwicklung und Erarbeitung mit ihrem Ensemble, vielen davon neu im Foxfire-Team. Wie fast immer in ihren Stücken sehr großen körperlichen Einsatz abverlangend, strahlen die fünf Tänzerinnen gleichzeitig volle Power und Spielfreude aus. Extrem bei „Blutsschwestern“ die teils akrobatischen Turnereien auf einem zum Dreieck geformten Metall-Baugerüst.
In den knapp eineinhalb Stunden wird aber immer wieder auch das Tempo, die Stimmung gebrochen, wenn sich die fünf Tänzerinnen etwa damit auseinandersetzen, wie sie sich in ihrer Pubertät fühlten, wo sie von Anforderungen an ihr Äußeres so überschwemmt wurden, dass sie sich mehr als verunsichert fühlen mussten. Zu dick, zu dünn, zu burschikos zu...
Zu sich stehen

Lieber – auch mit Bauchweh – vielleicht unterordnen, um dazu zu gehören? Oder doch nicht? Bei diesen fünf ist natürlich klar, dass sie sich für letzteres entschieden. Aber wie viel Kraft, Überwindung das gekostet hat/haben mag und immer wieder kostet, zu sich zu stehen... Wie sie's machen, wirkt durchaus ansteckend. Auch die Freude mit der sie das Motto in den Theaterraum singen, ja schreien „I'm not part of the shit!“ (der deutschen Punkband „Räuberhöhle & friends“).

BlutsschwesternTheaterFOXFIRETanztheater, 75 Minuten; ab 13 J.
Konzept, Regie: Corinne Eckenstein Choreografie: Corinne Eckenstein & Ensemble Darstellerinnen: Lilie Lin, Sandra Müller, Maria Teresa Tanzarella, Caroline Weber, Yuri Yoshimura Raumkonzept: Corinne Eckenstein Kostüme: Andrea Simeon Musik: Sue Alice Okukubo Foto, Video: Rainer Berson Assistenz: Johanna Müller, Jana Püscher Produktion: Alexandra Hutter
Wann & wo? Bis 30. Oktober 26.-28. Jänner 2016 Dschungel Wien 1070, MuseumsQuartier Telefon: (01) 522 07 20-20www.dschungelwien.at
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