Ausweg, wo bist du?

Eine Frau betrachtet eine an eine Wand gelehnte, in einen Ganzkörperanzug gekleidete Person.
Gibt es einen Ausweg aus dem (selbstgewählten?) "Gefängnis" äußerer Zwänge? Systemkritik mit viel Humor im jüngsten Stück von "daskunst", ab 18. Februar im Dschungel. Der KiKu war bei einer der letzten Probendurchläufe.

Ein großer schräger Würfel, das heißt schräg ist er nur, um die Perspektive anzudeuten. Ansonsten ist er ein Ausbund an Geradlinigkeit, Normierung. Weiße Wände, von schwarzen Linien in gleichmäßige Quadrate geteilt. Drei Wände. Die vierte ist offen – schließlich soll das Publikum das Geschehen die nächsten 75 Minuten von „Cubus“, der jüngsten von Jim Hensons gleichnamigem Film aber nur angeregten Produktion von „ daskunst“ verfolgen dürfen. Dafür ziehen sich die normierten Linien von den Wänden auch quer über den Boden.

Ein Würfel als Hamsterrad

Zwei Frauen stehen vor einer weißen Wand mit schwarzen Linien.
Drinnen sitzt bzw. steht schon zu Beginn eine Frau. Starrt die Wände an. Sucht. Nach einer Tür, einem Ausgang, einem Ausweg. Das wird sie auch in den folgenden eineinviertel Stunden tun. Mal dynamischer, mal verzweifelter, mal fast resignierend, zuletzt sogar zweifelnd.
Der Würfel könnte übrigens auch rund sein, ein Hamsterrad beispielsweise.

Seltsame Besucher_innen

Eine Frau wird von einer Polizistin festgehalten, während ein Polizist daneben steht.
In ihrer Einzel„zelle“ bleibt sie nicht die ganze Zeit allein. So kommt eine Putzfrau oder ein Hausarbeiter (der ein bisschen wie ein fast giftiger Zwerg wirkt). Eine auf stylisch getrimmte Architektin findet das viele Weiß grässlich. Ein Manager verspricht in einer Art Service-Hotline-Sprech, selbstverständlich helfen zu wollen, um gar nicht mitzukriegen, worum die Frau ihn bittet. Ein hohlphrasendreschender Politiker, meint in der Frau zu erkennen, dass er auch früher einmal was gewollt hatte, bevor er stromlinienförmig (gemacht) wurde. Polizistin und Polizist unterjubeln der Frau offen Gegenstände – von der Pistole bis zu weißem Pulver -, die sie dann „entdecken“, um sie als gefährliches Subjekt zu entlarven. Und damit natürlich erst recht in dieser Gefangenschaft lassen.

Versuchs"kaninchen"

Eine Frau sitzt auf dem Boden, während zwei Ärztinnen und ein Arzt in grüner OP-Kleidung um sie herum stehen.
Ein Trio aus Arzt, Wissenschafterin und Krankenschwester überfällt die Frau, beginnt mit Versuchen, um sie zuletzt mit jeder Menge Psychopharmaka zu versorgen.
Sie alle kommen durch verschiedene Türen der in Quadrate geteilten Wände. Doch kaum will die Frau raus, bleiben die Türen verschlossen. Sie müsse den für sie richtigen Ausgang/-weg finden wird ihr mehrfach an den Kopf geworfen.

Aber sind da überhaupt Leute gekommen? Die Psychiaterin verunsichert die Insassin, unterstellt ihr, die aufgezählten Besucher_innen seien doch bloß allesamt Figuren aus dem Unterbewusstsein der Frau.

Was ist schon real?

Ein Mann mit einer Handpuppe interagiert mit einer Frau vor einem weißen Hintergrund.
Was ist real, was erfunden/eingebildet/gespürt? Ist jede und jeder in einem mehr oder minder engen Würfel/Hamsterrad … gefangen? Wer aller arbeitet daran, dass möglichst viele in engen „Käfigen“ gefangen sind – ob sie sich nun als Konsumismus, Manipulation, Auflösung jeglicher Privatsphäre samt Dauerüberwachung – „Das ist jetzt aber nicht ernst! Bin ich da bei versteckter Kamera?“ – oder wie auch immer darstellt… Durch Anspielen vieler dieser Möglichkeiten gepaart mit immer wieder sehr witzig-absurdem Spiel macht dieses „ daskunst“-Stück viele dieser scheinbar so offenen Systeme, die mehr oder minder einengen sichtbar. Eröffnet aber auch durchs eigene Weiterdenken vielleicht die eine oder andere Tür, den Ausweg aus dem „Cubus“ oder den Widerstand gegen begrenzende Wände und Mauern.
Eine Gruppe von Frauen scheint sich über etwas zu freuen.
„CUBUS”
Glaub nicht alles, was du denkst

Eine Produktion von daskunst
Text & Regie: Bernhard Mrak
Es spielen:
Eri Bakali (Ehefrau, Schauspielerin, Putzfrau u.a.)
Oktay Güneş (Manager, Politiker, Puppenspieler u.a.)
Alev Irmak (die Frau im Cubus)
Aslı Kişlal (Psychiaterin, Hausarbeiter, Polizistin u.a.)
Susanne Rietz (Wissenschafterin, Architektin, u.a.)

Bühnenbauten: Markus Liszt
Regieassistenz: Berk Kristal
Produktion: Anna Schober
Dramaturgie: Carolin Vikoler

Wann und wo?
18. bis 21. Februar sowie
8. bis 10. Juni 2014
Jeweils 19.30 Uhr
Dschungel Wien
1070 Wien; MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20

Mehr Infos sowie Trailer

www.dschungelwien.at

Eine Frau in schwarzer Kleidung kauert in einer Ecke mit einem Gittermuster.
„Man sieht oft vor lauter Wänden die Türen nicht. Vor lauter Türen keinen Ausgang. Aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich nicht eine andere? Was bedeutet eine Tür? Ist sie Ausgang oder Eingang?“

„Wir könnten jeden organischen Teil Ihres Körpers durch etwas künstliches ersetzen. Ihre Hand, Ihre Beine, Ihr Herz, Ihre Augen, bis nur noch Ihr Gehirn übrig bleibt. Was sind dann Sie? Und wo sind Sie? Und sind Sie dann noch?“

Eine Frau liest ein Skript, während eine andere Frau auf einem Stuhl sitzt.
„Sie werden beobachtet! Sensorisch abgetastet. Jede Ihrer Bewegungen wird registriert. Ihre Worte aufgezeichnet und ausgewertet. Es macht ihnen Spaß, wenn sie einen jagen. Aber der Spaß ist vorbei, wenn sie dich gefasst haben.“

„Wenn Sie träumen ist doch auch alles da, fühlt sich alles echt an. Aber wo spielt sich das Ganze ab, wenn nicht in Ihnen selbst? Was wissen Sie und was müssen Sie einfach glauben? Und glauben Sie ja nicht alles, was Sie denken!“

„Es ist nicht schwer, den Cubus zu verlassen, hast Du erst einmal Deine Tür gefunden!“

Kommentare