Auch Engel sind ewig unterwegs

Drei Darsteller musizieren auf einer Bühne mit Geige, Klarinette und einem hölzernen Objekt mit Vogel.
Nicht ganz leichte Musik von Karlheinz Stockhausen in ein bewegtes Stück verpackt: "Der kleine Harlekin" im Dschungel Wien.

Durch Theaternebel, vorbei an einem Buntclown mit Helm, einem Weißclown und einer Art Stangenwald geht’s zu den Zuschauertribünen. Auf der Bühne steht noch eine übergroße an eine Strohpuppe erinnernde Vogelscheuche. Feuer wird entzündet, ein weiterer Harlekin tauch tauf. Plötzlich Töne von hinten, ein fast schmerzhaftes Pfeifen.

Zwei Musiker in Kostümen treten auf einer Bühne auf, einer spielt Klarinette, der andere hält ein Tasteninstrument.
Klarinette spielend kommt eine weitere Figur die Treppe runter in Richtung Bühne - eine Frau ebenfalls in einem Kostüm mit den charakteristischen Karos von Harlekins/Clowns. Sie spielt und spielt, bald einmal viel weniger schmerzhaft, vermittelt das Gefühl, ihr wird die Puste nie ausgehen, die kann das ewig.
Allerdings trachtet der rotgewandete Kollege sie in ihrem Tun zu stören, der Weiße hilft ihr zögerliche, eher dann, wenn der andere weg ist.

Koproduktion und Mix aus vier Kompositionen

Zwei Musiker in Kostümen treten auf einer Bühne auf, einer spielt Klarinette, der andere hält ein Tasteninstrument.
So startet „Der kleine Harlekin“, ein internationales Kooperationsprojekt der Wiener Taschenoper, zu nicht alltäglicher neuer Musik des deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen. In verschiedenen Phasen komponierte Stockhausen Unterschiedlichstes – elektronische bis Vorformen des Techno, kürzestes bis ausführliche Partituren, die oft wenig aus Noten, dafür aus vielen gezeichneten Anweisungen bestanden. Manche sollten punktgenau eingehalten werden, andere waren eher Anregungen für freies Spiel der Musiker_innen.

Obwohl diese Produktion „Der kleine Harlekin“ heißt, wurde nur ein Teil des gleichnamigen Werks des Komponisten verwendet. Damit werden die eineinhalb Stunden (mit einer Pause) eröffnet. Zu sehen/hören/erleben sind auch Teile aus „Laub und Regen“, „Drachenkampf“ sowie „Mission und Himmelfahrt“.

Ein Künstler mit Gesichtsbemalung spielt Klarinette vor einem Feuer und Bambusstangen.
Harlekin, anfangs ein kleines, verspieltes Mädchen, das sich gegen den roten Teufel behaupten muss und vom weißen Erzengel Michael nicht so besonders unterstützt wird, wächst im zweiten Stück beim Spiel in Laubhaufen mit einem Typen mit asiatischem Spitzhut zur Jugendlichen und später der Frau (Eva) heran.

Ausflug in den Weltraum

Der Großteil nach der Pause spielt sich hinter einem dünnen, durchsichtigen Vorhang in einer Art außerirdischen Sphäre ab. Space, Raumschiff-Kommandozentrale und ganz viel wunderbare spacige bis sehr schräge bewegte Grafik (unter anderem Mischungen aus Fischen und Vögeln, die über diesen Vorhang flimmert. Hier ergänzt der Synthesizer die durchgehend gespielte Klarinette, die im Wettstreit zum Einsatz zu kommende Trompete und Posaune, Bratsche sowie das Schlagzeug. Musik, Tanz und die Videos kommen fast gänzlich ohne Text aus. Nur wenige Worte fallen – der vielleicht programmatischste Satz in diesem Kunstkosmos: „Es gibt kein Zuhause, auch Engel sind ewig unterwegs!“

Eine Frau spielt Klarinette, ein Mann Geige auf einer Bühne.
Der kleine Harlekin
Stockhausen für Kinder Wiener Taschenoper
Musiktheater
Koproduziert von Bayerische Staatsoper & Opernhaus Graz & Natalia Sats Theater Moskau

Künstlerisches Konzept, Inszenierung: Carlus Padrissa (La Fura dels Baus)
Pantomime, Tänzer: Jewgenij Sitochin
Klarinette, Basetthorn, Tänzerin: Merve Kazokoglu
Trompete: Paul Hübner
Posaune: Stephen Menotti
Synthesizer: Michael Tiefenbacher
Viola: Simon Schellnegger
Künstlerisches Konzept, Bühne: Roland Olbeter
Künstlerisches Konzept, Video: Franc Aleu (Urano)
Regiemitarbeit: Jewgenij Sitochin
Kostüme: Chu Uroz
Pyrotechnik: Thomas Bautenbacher
Lichtdesign: Reinhard Traub
Dramaturgie: Thomas Ulrich

Wann und wo?

Ein Künstler mit Gesichtsbemalung spielt Klarinette vor einem Feuer und Bambusstangen.
Bis 25. November
Dschungel Wien, 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522-07-20-20

www.dschungelwien.at

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