So luuuuustiges Watschenspiel
Politisches Theater aber weder Lehrstücke noch plakativ – das sind die Produktionen des Aktionstheaters. Nach „Pension Europa“ ist dieses basisdemokratische Theater, das die Stücke weitgehend miteinander und dem Autor/Regisseur erarbeitet, nun zum zweiten Mal hintereinander mit „Kein Stück über Syrien“ für den Theaterpreis Nestroy in der Kategorie „Beste OFF-Produktion“ nominiert. In die Bekanntgabe dieser Würdigung fiel die Wiener Spielzeit des neuesten Stückes „Jeder gegen jeden“. Es ist das bisher schrägste, fast anarchischste Stück der Gruppe. In diesem geht es um die zunehmende Entsolidarisierung in der Welt, im Land, im unmittelbarsten Umfeld – auch unter den sich selbst als aufgeklärt und liberal verstehenden Menschen.
Nur eine weigert sich
Nerven, bis es spürbar wird
Wie in allen Stücken spielen die Darsteller_innen mit letzten Einsatz, reizen vieles bis an oder über die Grenze aus – Michaela mit ihrem Hang zum Watschenspiel, so dass ihre Nervigkeit richtig spürbar wird oder wenn sie Susanne als geeichte Trinkerin so outet, bis der ihr Geduldsfaden reißt...
Ansonsten ist auch Jeder gegen jeden“ wieder sehr rhythmisch – musikalisch und in choralen Szenen. Bleibt zu hoffen, dass nicht zuletzt aufgrund des großen Publikumsandrangs, dieses schrägste Stück des Aktionstheaters wieder aufgenommen wird.
Aktionstheater Ensembe, Koproduktion mit Bregenzer Frühling 2016 in Kooperation mit Werk X (Wien)
Regie / Konzept: Martin Gruber
Text: Martin Gruber, aktionstheater ensemble mit Wolfgang Mörth
Mit: Babett Arens, Susanne Brandt, Michaela Bilgeri, Martin Hemmer, Alev Irmak, Isabella Jeschke, Alexander Meile, Roswitha Soukup, Kirstin Schwab.
Dramaturgie: Martin Ojster
Musik: Martin Hemmer, Andreas Dauböck
Bühne / Kostüme: Ona B.
Regieassistenz: Haçer Göçen
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