Zwei zierliche Damen legen deftig los

Es wird sehr laut", stand beim Eingang geschrieben, als Boy zur FM4-Radio-Session antraten. Mit Recht. Denn es war eine fast rockige Energie, die Sonja Glass und Valeska Steiner im Radiokulturhaus auf die Bühne brachten – vorwärtstreibender, als man das Duo von den Platten kennt, härter, als man es den beiden auf den ersten Blick zutrauen würde.
Zierlich, fast zerbrechlich wirken Boy auf der Bühne. Speziell Sängerin und Textautorin Steiner, deren Silhouette genauso zart, leicht und luftig ist wie ihre Stimme. Sonja Glass, die Komponistin des Duos, sorgt am Bass für die Erdung, gibt Songs wie "Oh Boy" und "Drive Darling" – zusammen mit zwei Schlagzeugern – Kraft und Biss.
Aber es ist nicht nur der Kontrast zwischen diesen Polen, der Boy live interessant macht. Denn die vierköpfige Begleitband mischt mal eine Prise Swing in den Mix, dann wieder Folk oder sanfte Anklänge an Jazz. Aber immer sind die Arrangements kantig und raffiniert im Alternative-Genre verwurzelt. Der willkommene Gegenpol zum feenhaften Gesang von Steiner.
Bei den Melodien zeigen Boy (noch) ein bisschen zu wenig Variantenreichtum. Einige ähneln einander schon sehr. Aber natürlich wären die beiden nicht weltweit berühmt geworden, wenn sie – wie etwa mit "New York" und "Waitress" – nicht auch genauso spannende wie markante Song schreiben könnten. Und auch der Hit "Little Numbers" wurde nicht umsonst allein auf YouTube fast 15 Millionen Mal angeklickt. Er kam im Radiokulturhaus zum Schluss, war ein würdiges Finale für einen erbaulichen Abend.
Kommentare