Hologramm-Konzerte toter Stars: Der Tod ist nicht das Ende

Was tun, wenn die berühmtesten Stars aufhören – oder gar sterben? Es gibt Versuche, auch tote Stars live auf die Bühne zu bringen.

Wer die Science-Fiction-Satire „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams gelesen hat, kennt ihn: Den Mega-Rockstar Hotblack Desiato, der von seinem Raumschiff aus Konzerte bespielt – und ein Jahr tot war, und zwar aus steuerlichen Gründen. Wie jede gute Satire wurde auch diese von der Realität eingeholt: Längst ist es auch im „echten“ Rockbusiness nur ein nebensächliches Problem geworden, wenn ein Star tot ist. Die Show geht weiter, die Einnahmen fließen.

Und ja, man kann längst auch zu Live-Konzerten von Toten gehen.

Wie das ist? „What the fuck is that“, ruft Tupac Shakur 2012 beim Coachella-Festival, bevor er ein paar Nummern zum Besten gibt.

 

Eine erstaunliche Leistung für jemanden, der schon 16 Jahre tot ist. Man hört ein deutliches Innehalten im Jubel der Fans.

Nachvermarktung

Den Auftritt ermöglichte eine Mischung aus altbekanntem Spiegeltrick und hochmoderner Computertechnik: Die Hip-Hop-Legende Tupac kam als Hologramm auf die Bühne, was manchen Fan durchaus überzeugte. Die Technik hat sich seither noch deutlich verbessert: Dank Fortschritten in Bild- und Videobearbeitung sowie Audio-Erzeugung können heute tote Stars zum Scheinleben wiedererweckt werden. Für Hologramme, aber auch für Video- oder Filmeinsätze: Man könnte etwa mit der Stimme von Elvis einen neuen Song mit neuem Text einspielen, ein Video drehen – und Elvis dann damit auf Tour schicken. Elvis, hüstel, lebt!

Derartige Aussichten auf große Einnahmen wurden im Rockbusiness kaum je liegen gelassen. Die computerunterstützte Nachvermarktung toter Stars gilt als lukrativer Zukunftsmarkt, besonders dann, wenn weitere Superstars ihren letzten Auftritt absolviert haben werden. Denn wie sonst sollen die großen Rock-Hinterlassenschaften in Zeiten des Streaming zum großen Geld gemacht werden? Auf Rockstar-Leben basierende Musicals lassen zwar auch ordentlich Geld sprudeln, sind für echte Fans aber oft durchaus schmerzhaft.

Money, Money, Money

Man gewöhne sich also an den Gedanken, tote Künstler live auftreten zu sehen. Zuletzt sang Roy Orbinson (gestorben 1988) live in den USA, Michael Jackson zeigte seinen Moonwalk auf der Bühne der Billboard Awards und Ronnie James Dio (gestorben 2010) sang wieder für Black Sabbath.

Und nein, man muss nicht einmal tot sein, um als Hologramm auf Tour zu gehen. Auch ABBA – alle vier Mitglieder der Band leben noch, können sich aber nicht zu gemeinsamen Konzerten durchringen – bastelt an einer Hologramm-Tournee (die musste aber zuletzt aus nicht offensiv bekannt gemachten Gründen mehrfach verschoben werden).

Wenn die Fans mitgehen – und die Technologie noch überzeugender wird – sind die Möglichkeiten hier schier endlos: Zwei Konzerte am selben Tag auf unterschiedlichen Kontinenten? Dafür musste Phil Collins bei Live Aid 1985 noch in die Concorde steigen. Als Hologramm könnte er gleichzeitig auf allen Bühnen der Welt spielen

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