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Stadttheater Klagenfurt

Zerstörte Illusionen am "Sunset Boulevard"

Kritik: Schmissig musiziertes Musical von Andrew Lloyd Webber in Klagenfurt.

03/29/2013, 05:12 PM

Eigentlich war das Ganze ja anders geplant. Denn die Rolle der alternden Filmdiva Norma Desmond sollte Dagmar Koller spielen. Aber diese erkrankte, und so wurde nichts aus dem Comeback der gebürtigen Kärntnerin in Andrew Lloyd Webbers Musical „Sunset Boulevard“ (UA 1993 in London) am Stadttheater Klagenfurt.

Aber man fand in Susan Rigvava-Dumas (u. a. Mitwirkung im Musical "Rebecca" am Raimundtheater 2007/’08) einen tollen Ersatz: Mit glasklarer Stimme und großer Präsenz, die noch exaltierter sein könnte, mimt sie die ehemalige Stummfilmdiva, die sich in eine Traumwelt ihrer Villa zurückgezogen hat und ihr Comeback vergeblich plant.

Ihre Illusionen aufrecht zu erhalten hilft ihr erster Ex-Ehemann, der jetzt als Butler tätige Max von Mayerling, den Harald Serafin geradezu rührend und liebenswert spielt. Da stört auch nicht, dass seine Gesangsstimme schon etwas in die Jahre gekommen ist.

Schwung

David Arnsperger gibt mit kraftvollem Ausdruck den erfolglosen Drehbuchautor Joe Gillis. Blass hingegen Elisabeth Hübert (Betty Schaefer) mit kleinem Stimmchen. Das restliche Ensemble singt und tanzt in ausgefeilter Choreografie (Michael Langeneckert) sehr schwungvoll. Gesungen wird von allen sehr wortdeutlich auf Deutsch, in nicht besonders tiefschürfenden Texten Michael Kunzes.

„Sunset Boulevard“ gehört nicht zu den stärksten Webber-Musicals, es fehlt an Einfällen und zündenden Melodien. Die wenigen wirken seicht und werden vom Komponisten beinahe bis zur Unerträglichkeit ausgewalzt. Trotzdem gelingt es Mitsugu Hoshino, im sehr gut disponierten Kärntner Sinfonieorchester, den Klang schlank zu halten und bei Bedarf schmissig zu musizieren.

Wie ein Kinosaal mit ansteigenden Sitzreihen samt Galerie, so zeigt sich das Interieur der heruntergekommenen Villa (Jürgen Kirner). Patrick Schlösser lehnt sich bei seiner Inszenierung an den berühmten Film von Billy Wilder an. Es gelingt ihm, die Sehnsüchte nach verlorener Jugend, Ruhm und Anerkennung sowie Starwahn bis zur tödlichen Konsequenz glaubhaft zu vermitteln, jedoch nicht, gewisse Längen des Stücks zu vermeiden.

KURIER-Wertung: **** von *****

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