Lady Gaga verkleidet, Eminem gewinnt
Mehr als eine Milliarde Menschen sollen Youtube jedes Monat nutzen. Eine riesige Plattform, die längst auch die Musikindustrie für sich entdeckt hat.
So ist Youtube dann auch zumindest mitverantwortlich für den Untergang des Musikfernsehens - allen voran MTV. Ein Musiksender, der zuletzt nur noch mit seinen Video-Music-Awards auffallen konnte. In der Nacht auf Montag drang Youtube nun auch in diese Domäne.
Gekommen sind Lady Gaga und Eminem, der auch einen Preis abräumt als Künstler des Jahres. Lady Gaga geht leer aus, zeigt sich dafür bei ihrem Auftritt aber ganz publikumsnah. Sie schüttelt haufenweise Hände, herzt zuerst den Kameramann und dann einen Fan vor der Bühne.
Chaos als Konzept
Alles in dieser Show wirkt irgendwie improvisiert, fast schon amateurhaft. Es gibt mehrere Bühnen, zwischen denen die Moderatoren Jason Schwartzman und Reggie Watts hin- und herrennen - quer durchs stehende Publikum. Mal halten sie zwei schreiende Babys auf dem Arm, mal matschen sie mit ihren Händen in Torten herum, mal suchen sie minutenlang den Preisträger in der großen Halle. Vorgegebene Reden oder Witze haben sie nicht. Die Kamerabilder sind oft unscharf und verwackelt, der eine oder andere Übergang klappt nicht.
Bei den Fans kommt das ganz unterschiedlich an. Ein "abgefahrenes Experiment" sei es gewesen, schreibt einer beim Online-Netzwerk Twitter. "Ich habe mich gut amüsiert." Die Idee sei gut gewesen, kommentiert ein anderer, "aber die Umsetzung nicht". Zahlreiche andere Fans sind dagegen völlig entsetzt. "Es tut weh, sich das anzuschauen", schreibt einer und ein anderer bilanziert: "Das war die schlechteste Preisverleihungs-Gala aller Zeiten."
Das Video des Jahres
Youtube, das MTV der Internetära
Genauso wie MTV in den 80er und 90er Jahren mit seinen Clips die Musikbranche revolutionierte, tat es ab 2005 YouTube. Gangnam Style oder Harlem Shake - undenkbar ohne das Videoportal, das sich mit seinen Music Awards auch selbst feiert. Nicht mehr der Redakteur im Fernsehsender bevormundet den Zuschauer, sondern die Nutzer suchen sich ihr Programm selbst aus. Auf MTV laufen längst Serien statt Videoclips.
"Diese Auszeichnung bedeutet mir mehr als alle anderen", sagt Musiker und Komiker DeStorm, als er seinen Preis entgegennimmt. "Auf YouTube hat alles angefangen." Der Internetkonzern Google, dem YouTube seit 2006 gehört, verdient an den vorgeschalteten Werbespots. So wäscht eine Hand die andere.
Nach eineinhalb Stunden ist die Show vorbei. "Ich denke, das war's", sagt Schwartzman. 162.000 Zuschauer sind noch beim Livestream auf YouTube dabei, als das Licht ausgeht. Für einen YouTube-Hit reicht das dann doch noch nicht.
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