Luigi Blau (1945-2023): Er galt als Wiens Außengestalter

Das Architekturzentrum Wien trauert um Luigi Blau
Der gebürtige Niederösterreicher prägte mit dem Design von Wartehäuschen und Telefonzellen das Wiener Stadtbild mit. Im August starb er 78-jährig.

Luigi Blau verkörperte geradezu prototypisch die Universalität des Architektenstandes, reüssierte er doch mit Wohnhäusern und Stadtmöbeln, Ausstellungsdesigns und Möbelentwürfen. Nun ist der gebürtige Niederösterreicher, der in Wien aufwuchs und seine Heimatstadt mit zahlreichen Gebrauchsmöblierungen im öffentlichen Raum prägte, am 20. August im Alter von 78 Jahren verstorben.

Geboren wurde Luigi Blau am 3. Jänner 1945 im niederösterreichischen Mistelbach. Er studierte von 1966 bis 1973 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Ernst A. Plischke. "Sein Lehrer war der Wiener Graben", sagte Friedrich Achleitner über Blau, der mit ersten Geschäftsumbauten, der Realisierung von Einfamilienhäusern sowie Entwürfen von Möbeln, Geschäfts- und Inneneinrichtungen bereits während des Studiums vielseitiges Interesse erkennen ließ.

Stadtmöblierung

Für die Wiener und die Besucher der Stadt ist Blau dank seines Œuvres unausweichlich. So gestaltete Blau im Zuge der Wiener Stadtmöblierung Wartehäuschen für Bus- und Straßenbahnhaltestellen, Telefonzellen, Sitzbänke und Mistkübel, Kioske und Kleidercontainer und nicht zuletzt öffentliche WC-Anlagen. Er prägte das Bild des Stadtraums mit seinen schlichten Gestaltungen aus gebogenen Blechen und glatten Oberflächen entscheidend mit. Auch ein Abschnitt der Fußgängerzone Favoritenstraße wurde von ihm bis 2005 neu gestaltet. "Zufälliges gab es für ihn nicht. Sein Hauptaugenmerk lag am Verbessern des Vorhandenen", würdigte nun das Architekturzentrum den Verstorbenen in seinem Nachruf. 2015 gelangte Blaus Archiv durch Schenkung in die Sammlung der Institution.

Zugleich war Luigi Blau, seit Jahrzehnten liiert respektive verheiratet mit der späteren Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann, auch stets dem Kulturbetrieb eng verbunden. Für Ausstellungen wie "Zauber der Medusa" für die Wiener Festwochen (1985), die Niederösterreichische Landesausstellung "Die Eroberung der Landschaft" in Gloggnitz (1991), "Der Traum vom Glück" im Künstlerhaus und der Akademie der bildenden Künste (1996) und "Der Künstler und sein Förderer" im Wien Museum (2004) schuf er prägnante Gestaltungen.

Umbauten im Burgtheater

Luigi Blau war auch für Umbauten im Burgtheater (etwa für das Restaurant Vestibül) und für die Renovierung des Theater Ronacher verantwortlich. 1993 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Architektur. Matthias Boeckl gab 2003 das Buch "Architekt Luigi Blau - Häuser, Interieurs, Stadtmöbel. Beiträge zu einer Baukultur 1967 - 2002" heraus, "Luigi Blau. Architekt" mit Texten von Otto Kapfinger, Friedrich Achleitner, Matthias Boeckl, Francesco Collotti, Dietmar Steiner und Liesbeth Waechter-Böhm ist 2018 in einer Neuauflage im Verlag Müry Salzmann erschienen.

"Das Selbstverständliche wurde durch sein Auge und seine Hand zu etwas Ausgewähltem", würdigte die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) das Œuvre Blaus. Als Architekt, Designer von Möbeln und Stadtmobiliar sowie Ausstellungsgestalter habe ihn "schlichte Eleganz und die Schönheit des Zurückhaltenden" ausgezeichnet. Für Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) wäre "ohne die Arbeiten von Luigi Blau der öffentliche Raum ein anderer und Wien im Besonderen nicht jene Stadt, wie wir sie kennen und lieben". Seine schier grenzenlosen gestalterischen Ideen würden sich wie rote Fäden durch die Stadtarchitektur ziehen, Blau werde "als ein Klassiker in die Architekturgeschichte eingehen".

Kommentare