In das „O namenlose Freude“ möchte man bei dieser Aufführung von Beethovens „Fidelio“ an der Wiener Staatsoper sofort einstimmen. Doch diese Freude hat einige Namen. Einer ist Florestan in Gestalt des Tenors Michael Spyres.
Der gebürtige Brite wurde vor der Vorstellung mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
Dieser Singschauspieler agiert mit überwältigender Kraft in Otto Schenks kluger Inszenierung. Atemberaubend, wie er im Kerker das „Gott, welch Dunkel hier“ anhebt. Ein wahrhaftiger Darsteller, ein Tenor, der mit Sinn jede Silbe betont. Wenn er seine Leonore imaginiert, wirkt das wirklich wie im Delirium, doch mit einer Prachtstimme, die seine Arie zum Ereignis werden lässt.
Simone Schneider ist eine souveräne Leonore. Mit ihrem robusten, Sopran, mit Ausdruck und Wortdeutlichkeit setzt sie sich sympathisch in Szene.
Tomasz Konieczny, der für Bryn Terfel eingesprungen ist, zeigt einen dynamischen Pizarro. Mit seinem kernigen Bass-Bariton und dämonischer Ausdruckskraft agiert er als Ideal-Schurke. Dessen „Triumph ist mein“, nachdem er zurecht bejubelt wird, kann er gleich auf sich selbst münzen.
Eine Luxus-Besetzung ist Georg Zeppenfeld als Rocco. Mit klarster Diktion und Noblesse wehrt er jede Brutalität ab. Florina Ilie ist eine sehr zurückhaltende Marzelline. Daniel Jenz agiert als Jaquino vokal und darstellerisch solide. Peter Kellner ergänzt als Minister achtbar.
Axel Kober entfacht am Pult des exzellent disponierten Orchesters fulminantes Funken. Er lässt die Wiener Philharmoniker im Graben Klang und Können entfalten. Die Musik vor dem „Mir ist so wunderbar“ bringt er zum Schweben, generiert Momente, so spannend wie in einem Thriller. Die „Leonoren“-Ouvertüre wird zum Höchstspannungs-Ereignis. Souverän agiert der Chor. Der Jubel für alle Beteiligten wollte lange nicht enden.
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