Wiener Philharmoniker in Salzburg: Todesgesänge mit und ohne Verklärung

Wiener Philharmoniker in Salzburg: Todesgesänge mit und ohne Verklärung
Kritik: Unter Franz Welser-Möst präsentierten die Wiener Philharmoniker ein außergewöhnliches Programm.

„Der Tod geht ständig ein und aus und doch verlässt er die Taverne nicht“: Begleitet vom Geklapper der Kastagnetten fegt in einer bizarren Szenerie in Federico Garcia Lorcas Gedicht „Malaguena“ der Tod durch das Lokal. Dmitri Schostakowitsch 14. Symphonie (UA 1969 in St. Petersburg) ist mit ihrer resignativ pessimistischen Haltung eine radikale, mitleidslose Auseinandersetzung mit dem Tod. Die gesamte elfsätzige Anlage bricht mit dem traditionellen Formschema, überschreitet vielfach die Grenze zur Tonalität.

Dem kleinen Streichorchester steht nur ein großes Schlagwerk gegenüber. Vor allem Xylophon, Tom-Toms und Holzstäbe erzeugen ein trocken lakonisches Klangbild. Die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst wussten das nach Gedichten verschiedener Autoren vertonte Werk mit großer Präzision, struktureller Klarheit, dunklen Streicherfarben umzusetzen. Expressiv gestalteten Asmik Grigorian, die demnächst wieder als Salome bei den Festspielen zu erleben sein wird, mit durchschlagskräftigem und sinnlichem Sopran und Matthias Goerne mit schwarzem Bariton ihre Gesangspartien.

Klopfende Rhythmen

Begonnen hatte man mit verheißungsvollen Erlösungstönen, dem wunderbar modellierten Vorspiel aus Richard Wagners „Parsifal“, dem bruchlos die symphonische Dichtung „Tod und Verklärung“ des 25-jährigen Richard Strauss folgte. Sie beschreibt die Todesstunde eines Künstlers, der seine Lebenserinnerungen Revue passieren lässt.

Eindringlich wurden von den Musikern dabei die synkopisch klopfenden Rhythmen, die stockenden Pulsschläge des Kranken, sein mattes Dahindämmern mit verschwommenen Streicherklängen gezeichnet. Die wuchtigen Fortissimo-Schläge des vollen Orchesters, das Aufbäumen des Körpers im Todeskampf, um schließlich in das Dahinscheiden im wunderbaren „Verklärungsthema“ zu münden, wurden plastisch, mit spannungsvollen Steigerungen und großer Klangpracht musiziert.

Info: Wiederholung am 5.8., um 21 Uhr – Karten: www.salzburgerfestspiele.at

Von Helmut Christian Mayer

KURIER-Wertung: **** 1/2

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