„Naturgemäß“ kommt in dieser Stunde nur ein Bruchteil des Romans zur Sprache. In der verdichteten Form ist „Auslöschung“ aber enorm. Und Lembeck, die Worte abwägend, bewältigt die Textmasse mit Bravour.
Gebannt hört man ihr beim Festwochen-Gastspiel in der Halle E zu. Ihr ist zu verdanken, dass die verbliebenen Besucher (die Drop-out-Quote lag bei 50 Prozent) kurz nach Mitternacht begeistert jubelten.
Die „Auslöschung“ hatte sich bereits im ersten Bild angekündigt: bei einem düsteren Clubbing mit viel Nebel und cooler Videoästhetik – Guillaume Bachalé und Maxence Vandevelde produzieren Technomusik, die es sicher nicht im Juni 1983 gegeben hat – wird der Blick in Close-ups allmählich auf Rosa und deren Kollegin Victoria Quesnel gelenkt. Rosa erwähnt Bachmann – und soll sich dringend bei den Schwestern in Wolfsegg melden.
Kosmische Katastrophe
Das die Gedanken auslöschende Rave dauert eine Dreiviertelstunde, dann 30 Minuten Pause. Rosa sitzt nun auf der Tribüne und schaut sich einen in Echtzeit produzierten SW-„Film“ an, der an „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ von Luis Buñuel erinnert: gesampelt aus der „Komödie der Verführung“ sowie den Prosawerken „Fräulein Else“ (beide aus 1924) und „Traumnovelle“ (1925) von Arthur Schnitzler.
Verortet wird die großbürgerliche Party mit Sex und Gewalt in einer Wiener Jugendstilvilla im Juni 1913. Gosselin beugt die Vorlagen, um „eine Gesellschaft, die noch nicht weiß, dass sie bereits tot ist, auf eine kosmische Katastrophe treffen“ zu lassen. In der Koproduktion seiner Kompagnie mit der Volksbühne Berlin reden die einen sehr deutsch, die anderen französisch. Das ist mit der Zeit lähmend, besonders nervt die exaltierte Darbietung des Chandos-Briefs von Hugo von Hofmannsthal.
Das Erdbeben-Finale gerät unerträglich plump. Rosa besucht danach Victoria in der Garderobe. Sie kann mit der „Show“ nicht viel anfangen. Dann muss sie auf die Uni – und wendet sich mit ihrem Monolog samt Bachmann-Zitat an Victoria ...
Noch heute, 13. Juni, um 19 Uhr
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