Nach Skandal: Ballettakademie hat neue Leitung und neues Konzept
Die Wiener Ballettakademie hat eine neue Direktorin: Christiana Stefanou übernimmt ab 1. August die Leitung. Ihre Vorgängerin war nach dem Skandal um die Unterrichtsmethoden abberufen worden. Die Ballettakademie soll nun auch ein neues Konzept bekommen, das der designierte Direktor Bogdan Roščić am Montag präsentierte. Es soll künftig "kindgerechte Pädagogik und eine wertschätzende Unternehmenskultur" im Zentrum stehen, hieß es. Es werde eine" unabhängige und weisungsfreie Kinderschutzbeauftragte" engagiert.
"Eine sichere Lern- und Arbeitsumgebung, vor allem aber körperliche wie mentale Gesundheit der Studierenden und Freude und Leidenschaft für den Tanz bilden die Basis der Neuausrichtung", hieß es in einer Aussendung. "Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll die Ballettakademie zu einer international anerkannten und weltweit führenden Tanzausbildungsstätte werden, die in ihrer Methodik ins 21. Jahrhundert eingebunden ist und ein klares Verständnis für klassische Balletttradition und zeitgenössischen Tanz hat."
Zuvor war die Ballettakademie von einer unabhängigen Kommission überprüft wurden, nachdem schwere Vorwürfe bekannt worden waren. Sie bestätigte schwere Mängel: mangelnde Strukturen in Bezug auf die Verantwortlichkeiten, unzureichende medizinisch-therapeutische Versorgung der Ballettschüler und fehlendes Problembewusstsein in Bezug auf Kinderschutz und Kindeswohl.
Die aus Athen stammende Stefanou arbeitete lange am Bayerischen Staatsballett als Tänzerin und war nach ihrer aktiven Karriere als Ballettdirektorin der Compagnie der griechischen Nationaloper tätig. Sie war als Ballettmeisterin und Tanzpädagogin zu Gast an renommierten Institutionen wie dem Ballett am Rhein oder dem Boston Ballet. Derzeit arbeitet sie an ihrer Masterarbeit „Tanzpädagogik und Ballettdirektion“ an der Universität von Plovdiv in Bulgarien.
Ihre Vision sei, „an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper eine weltweit führende Tanzausbildung anzubieten“, so Stefanou: „Um ihr Potenzial bestmöglich zu entfalten, sollen die Studierenden in einem sicheren und kreativen und hochprofessionell ausgerichteten Umfeld arbeiten können.“
Auch will man in die Räumlichkeiten wie die Tanzsäle und in die Digitalisierung investieren. Die Kosten für die Infrastruktur werden hierbei von den Verantwortlichen mit 882.000 Euro veranschlagt, wobei sich dieser Betrag über fünf Jahre verteilt. Die erhöhten Kosten für pädagogisches, medizinisches und therapeutisches Personal werden indes auf 862.000 Euro beziffert. „Zur Umsetzung und Finanzierung ab der Spielzeit 2020/21 finden zwischen den Verantwortlichen weitere Gespräche statt“, heißt es dazu in einer Aussendung.
„Das Wohl der Kinder, die Tänzergesundheit und die bestmögliche Vorbereitung auf die Herausforderungen des professionellen Tänzerberufs auf internationalem Topniveau standen und stehen im Mittelpunkt unserer Überlegungen“, hieß es seitens Schläpfers, der sich auch bei den Experten bedankte, die zur Erarbeitung dieses Konzeptes beigetragen haben. „Wir versuchten pragmatische Antworten zu formulieren auf die Frage und Herausforderung, wie man aus einer schwierigen Situation etwas Neues und Zukunftsweisendes aufbauen kann“, meinte dazu eine der Experten, Samuel Wuersten. Dazu brauch es „Mut, Vision, Können und Vertrauen“. Diese Werte habe man in Wien gefunden.
Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) versicherte, bald Gespräche mit allen Beteiligten hinsichtlich Finanzierung der Maßnahmen aufzunehmen, die sie vollinhaltlich unterstütze: „Das Konzept zeichnet eine Zukunftsvision für die nachhaltige Weiterentwicklung der Ballettakademie, in der die Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig bietet es einen zukunftsweisenden Rahmen, um die Qualität und das internationale Renommee der traditionellen Wiener Ballettausbildungsstätte weiter auszubauen.“
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