Wenn Mahler zur Filmmusik verkommt
Die Partitur der Sechsten Symphonie von Gustav Mahler schreibt eine überdurchschnittlich große Schlagzeugbesetzung vor: Pauken, kleine und große Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel, Herdenglocken, Xylophon und Celesta. Richard Strauss hielt das Werk für „überinstrumentiert“.
Im Wiener Konzerthaus war am Mittwoch manches zu viel bei Mahlers Sechster. Thomas Dausgaard konnte dieses Mal mit seinem Interpretationsansatz nicht überzeugen. Der Däne gestaltete am Pult der Wiener Symphoniker ein Zerrbild, beinahe eine Karikatur von Mahlers Sechster.
Diese folgt dem Modell der traditionellen Viersätzigkeit, verzichtet wie die Fünfte und die Siebente Symphonie auf die Mitwirkung von Singstimmen. Den auch vom Komponisten verwendeten Beinamen „Die Tragische“ bekam die Symphonie nicht grundlos.
Diese Dimension fehlte unter Dausgaards Leitung allerdings völlig. Die Momente innerer Ruhe und Ausgeglichenheit gelangen besser, wirklich in den Bann zogen sie aber nicht. Das Orchester agierte generell gut. Verlässlich folgten die Wiener Symphoniker der unmissverständlichen Zeichengebung des Dirigenten.
Spätestens ab dem Scherzo (bei Dausgaard nach dem Andante gereiht) setzte sich das Gefühl fest, hier würde der Soundtrack zu einem im Hintergrund laufenden Film gespielt, derart überzeichnet klangen viele Passagen. Einst schrieb Gustav Mahler, seine Sechste würde Rätsel aufgeben, an diesem Abend blieb die Intention des Dirigenten ein solches.
KURIER-Wertung:
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