Weihnachten mit Wanda: Triumphzug Nummer drei
„Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft . . . !“ 14.000 Kehlen singen das berühmte Weihnachtslied – schön, aber kein bisschen leise und alles andere im Sinn, als zu schlafen. Die Version, die Marco Wanda gerade mit seiner E-Gitarre angestimmt hat, hat auch mehr Punk-Charakter als sakrales Flair.
Vor fünf Songs hat er das schon traditionelle (heuer ist es das dritte) Weihnachtskonzert seiner Band Wanda in der Wiener Stadthalle begonnen, gleich mit dem größten Hit „Bologna“. Man könnte meinen, es ist mutig, sich den nicht für die Zugabe aufzuheben. Aber dann übersieht man, wie sehr diese Band mit den vielen Tourneen durch Europa gewachsen und perfekt darin geworden ist, die Stimmung auch nach dem Hit permanent zu steigern.
Es ist nicht die Art Perfektion, die keinen Platz für Spontaneität lässt oder bewirkt, dass die Musiker mit abgebrühter Routine spielen. Nein, Bassist Ray Weber und Gitarrist Manuel Poppe werfen sich energiegeladen wie eh und je in Publikumsfavoriten wie „Luzia“ oder „Weiter, Weiter“. Marco singt, schreit und strahlt beim Jubel der Fans überwältigt von deren Hingabe: „Ihr habt einen wundervollen Vibe.“ Klar, was von der Bühne kommt, ist ja genauso wundervoll.
Vielfältig
Wie im Vorjahr ist das Set musikalisch vielfältig aufgebaut. Es gibt sanfte Klavier-Passagen, zum Beispiel bei „Wachgeküsst“, oder ein bluesiges Gitarrensolo von Zweitgitarrist Zebo Adam bei „Va Bene“, das Marco dem 2022 verstorbenen Keyboarder Christian Hummer widmet. Und „Schickt mir die Post“ hat ein improvisiertes, jazziges Intro.
Da ist auch ein ständiger Wechsel von laut und leise, zwischen Punk-Rhythmen, Rock-Flair und Balladen wie „Bei niemand anders“. Sogar innerhalb der Songs gibt es oft drastische Änderungen in der Dynamik: „Meine beiden Schwestern“ beginnt im normalen Midtempo, wird dann in Lautstärke und Tempo zurückgefahren, um später doppelt so schnell erneut zu explodieren.
All das macht das Konzert unglaublich spannend – für die Band genauso wie für das Publikum. Dazu baut Marco viele Stellen mit „Oh oh oh“-Melodien ein. Zum Mitsingen animieren muss er nicht. Die Fans steigen dankbar sofort ein. Denn das gibt dieses wunderbare Gefühl der Verbundenheit und facht die ausgelassene Stimmung weiter an.
Einen kurzen Einbruch gibt es bei den heurigen Gästen Juli. Aber spätestens bei ihrem Hit „Die perfekte Welle,“ kocht die Stimmung wieder hoch. So hoch, dass Wanda von den Fans im ebenfalls schon traditionellen Triumphzug durch das Show-Finale getragen werden.
Heuer sogar noch weiter: Das Saallicht ist schon an, Techniker stecken die ersten Kabel ab, aus der Konserve tönt als Rausschmeiß-Musik „Bologna“. Aber keiner will gehen. Man bleibt stehen und singt „Bologna“ mit der CD-Version mit. Bei den letzten Tönen kommen Wanda zurück auf die Bühne. „Da können wir nicht gehen“, sagt Marco, bevor er und seine Band ,Bologna“ noch einmal live spielen. Diesmal noch furioser als zu Beginn.
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