Peter Radtke ist tot: Ein Schauspielerleben mit Glasknochenkrankheit

Peter Radtke, 1998, in "Bericht für eine Akademie" in Prag,
Er war ein Wegbegleiter George Taboris und engagierte sich zeitlebens für mehr Integration von Menschen mit Behinderungen.

Der deutsche Schauspieler und Autor Peter Radtke ist am Samstag (28.11.) im Alter von 77 Jahren gestorben. Das teilte die Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien (abm), deren Mitbegründer Radtke war, am Montag in München mit. Trotz Glasknochenkrankheit hatte Radtke auf großen Bühnen gespielt, u.a. an den Münchner Kammerspielen und auch als Gast am Burgtheater.

Der theaterbegeisterte promovierte Literaturwissenschafter, der seine Autobiografie "Ein halbes Leben aus Glas" nannte, war 1982 Mitbegründer des "Münchner Crüppel Cabaret" und arbeitete immer wieder mit dem Regisseur George Tabori zusammen. Er spielte u.a. in Taboris Inszenierungen von "M" nach Euripides, "Glückliche Tage" von Samuel Beckett oder "Unruhige Träume" nach Franz Kafka.

Mit Kafka im Parlament

Taboris Dramatisierung der Kafka-Erzählung "Bericht für eine Akademie" für das Burgtheater wurde 1992 im Parlament aufgeführt, auf Anregung des damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer. Radtke gastierte mit seiner Rolle des Affen Rotpeter später auch im Affenhaus des Berliner Zoos und in Prag.

"Wagen wir uns aus unserm Schneckenhaus", riet er Schauspielern mit Behinderungen auf seiner Homepage. "Wir bereichern auch die traditionelle Kultur um neue Impulse, die diese so dringend nötig hat, wenn sie nicht in tödlichem Formalismus erstarren will."

Sein Körper war zwischendurch von "mehr als 100 Knochenbrüchen" gezeichnet, wie er selbst einmal sagte. Radtke war Mitglied des Deutschen Ethikrates und Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie des Bayerischen Verdienstordens.

Im Alter sagte er laut Bayerischem Rundfunk: "Ich glaube, dass ich im Leben nichts versäumt habe."

INFO: www.peter-radtke.de

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