„Weapons“: Ein böses Spiel mit der kollektiven Paranoia

46-217628157
Zach Creggers gelungenes Horror-Epos geizt nicht mit Überraschungen, trockenem Humor und großen Bildern

Von Gabriele Flossmann

Ein nächtlicher Spaziergang durch die menschenleeren Straßen eines Provinznests kann Gänsehaut erzeugen. Keine Geräusche sind zu hören, außer den eigenen Schritten und dem Summen von Insekten. Gelegentlich flimmert hinter verdunkelten Fenstern bläuliches Licht von Fernsehgeräten. Gruselfaktor pur.

In so einem Ambiente spielt dieser Horrorfilm und setzt kollektive Paranoia geschickt als Waffe ein. Die Handlung beginnt einen Monat nach dem mysteriösen wie spurlosen Verschwinden einer ganzen Schulklasse. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen, wie die Kinder – alle im Teenager-Alter – eines Nachts mit ausgestreckten Armen durch die dunklen Straßen rennen. Lautlos. Einem unbekannten Ziel entgegen.

Verwirrte Eltern diskutieren in Bürgerversammlungen hysterisch über angebliche Tatsachen-Berichte von ähnlichen Vorfällen, die sie auf Fox News gesehen haben. Ängste werden aufgegriffen, die von Medien heute nicht nur in Amerika geschürt werden: Die Angst vor Massenverführungen durch soziale – oder besser: unsoziale - Medien.

Hilflosigkeit

Da die verschwundenen Kinder alle in derselben Klasse waren, fällt der Verdacht auf die Lehrerin. Die nette junge Frau mit einem geheimen (?) Alkoholproblem will dem Rätsel auf eigene Faust nachgehen. Der Vater eines der vermissten Kinder will ihr dabei helfen. Genaugenommen will er sie im Auge behalten, weil er davon überzeugt ist, dass sie am kollektiven Verschwinden nicht unbeteiligt ist. Der örtliche Streifenpolizist, der selbst einige Geheimnisse zu hüten scheint, und eine Schülerin der verschwundenen Klasse, die rätselt, warum sie immer noch da ist – sie beteiligen sich am Suchtrupp. Mehr zu verraten, würde dem Film den Überraschungsmoment nehmen.

Zach Creggers Film zieht das Publikum immer tiefer in abgefeimte, aber auch überraschend witzige Gefilde. An sich sind Horror und Humor subjektive Genres und nicht leicht zu vermischen. „Weapons“ aber schafft das. Statt nur auf Schockmomente zu setzen, konzentriert er sich auf die mysteriösen Elemente des Horrors. Die „friedliche Vorstadt“ wird als Lüge enttarnt. Mit Momenten, die wohl so manche Kinnlade herunterklappen lassen. 

Diese Mischung aus gruseliger Stimmung und makabrem Spaß macht „Weapons“ zu einem unterhaltsamen Horrorfilm. Die „Rashomon“-artige Struktur, aus unterschiedlichen Perspektiven auf die schrecklichen Vorfälle zu blicken, bremst gegen Ende das Erzähltempo. Aber das unheilige und explosive Finale hat es wieder in sich.

Weapons. USA 2025. 128 Min. Von Zach Cregger. Mit Julia Garner, Josh Brolin. Alden Ehrenreich, Austin Abrams

Kommentare