Was vom Menschen übrig bleibt

Widerspenstige Daten und gefährliche Abfälle.

Haben Sie kürzlich mal einen Computer entsorgt und vorher brav die Daten gelöscht?

Dann haben Sie Pech gehabt. Denn wenn Sie nicht ganz besonders sorgfältig waren und Spezialsoftware verwendet haben, war das umsonst. Ihre Daten auf dem Computer lassen sich nämlich recht leicht wiederherstellen. Und, wenn man nur kurz drüber nachdenkt, können die ganz schön intim sein: Bankverbindungen, vermeintlich private eMails, besuchte Webseiten.

Wer Pech hat, dessen Computer gerät in die Hände eines Bösewichts, der mit den Daten allerlei Unfug anstellt. Wer (relativ gesehen) Glück hat, wird Teil eines Kunstprojekts beim steirischen herbst in Graz. Im Medienkunstlabor nämlich steht eine Metallbox, die Daten von vermeintlich gelöschten Festplatten wiederherstellt. Das Gute daran: Mit diesen Daten wird kein Schindluder getrieben, sie werden einfach wieder gelöscht.

Schwierige Echos

Das Projekt macht – wie die gesamte Schau "What Remains" – bewusst, wie leicht man ungewollt (Daten-)Spuren hinterlässt. Und wie schwer es ist, seinen digitalen Fußabdruck zu verwischen.

Damit klinkt sich die Schau in ein wiederkehrendes Thema der Ausstellungen im Rahmen des steirischen herbsts (noch bis 18. 10.) ein: Hinterlassenschaften aller Art, mit denen umzugehen schwierig ist, und Echos von Bildern, die einst prägend waren und heute zunehmend verblassen.

Wie sich etwa die Bildsprache des christlich-europäischen Erbes in zeitgenössische Kunst übersetzt, zeigt "Reliqte, Reloaded" im Kulturzentrum bei den Minoriten: Tätowierte Hardrocker zum Beispiel, die sich, in Flammen stehend, zum letzten Abendmahl begeben. Oder ein sich als Ventilatoraufsatz unter der Decke drehendes schwarzes Kreuz.

Auch die herbst-Ausstellung im Festivalzentrum kreist um die Bezeichnung eines schwierigen Erbes: Um jene Warnzeichen nämlich, die Menschen noch in 10.000 Jahren vor radioaktiven Abfällen im Erdboden warnen sollen. Die müssen so kultur- und zeitenüberschreitend sein, dass sie auch künftige Zivilisationen verstehen. Die "Hall Of Half Life" genannte Schau entwickelt eine "Archäologie der Zukunft" – auf den Ruinen dessen, was unser heutiges Leben ausmacht.

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