Warum ein neuer Gigant im US-TV entsteht

Time Warner Cable wird für 57 Milliarden Dollar vom Konkurrenten Charter gekauft

Immer mehr US-Amerikaner schneiden das Kabel durch: „Cord-cutting“ ist der Trendbegriff für jene TV-Konsumenten, die ihr Kabel-TV-Abo kündigen. Denn mit den zahlreichen Streamingangeboten von Netflix bis Amazons Videodienst ist den einst mächtigen Kabelfernseh-Anbietern starke Konkurrenz erwachsen. Die Streamingdienste sind viel billiger – und auch am Laptop und Handy, dem mittlerweile wichtigsten Bildschirm im Leben, konsumierbar.

Dass nun ein weiterer Kabel-TV-Gigant entsteht, ist nicht so paradox, wie es scheint. Charter hat nach monatelanger Umwerbung nun Erfolg: Für fast 57 Milliarden Dollar (51,64 Mrd. Euro) wird der Kabelnetzbetreiber den Konkurrenten Time Warner Cable übernehmen. Und Charter hat noch nicht genug: Noch ein weiterer Kabelnetzbetreiber, Bright House Networks, soll gekauft werden. Damit wäre „New Charter“, wie die Firma heißen soll, mit 23 Millionen Kunden nach Comcast der zweitgröße Netzbetreiber der USA.

Defensive

Die aggressive Ankaufspolitik hat aber einen defensiven Beigeschmack. Denn die Kabelnetzbetreiber rüsten sich mit diesen Fusionen genau gegen jene Internetkonkurrenz, die ihnen die Seher abspenstig macht. Denn je mehr Zuseher ein Kabelnetz in die Wagschale werfen kann, desto bessere Deals kann es mit jenen ausverhandeln, die auf der Gewinnerseite des Medienwandels sitzen: Mit den TV-Produzenten nämlich. Die haben immer mehr Optionen, wem sie ihre Programme verkaufen können. Und dadurch eine bessere Verhandlungsbasis, wenn es ums Geld geht. Dementsprechend in die Höhe geschnellt sind die Preise, die Netzbetreiber für Programme zahlen sollen. An „New Charter“ wird künftig jedenfalls niemand vorbeikommen.

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