Deshalb – aber nicht nur deshalb – proben Wanda jetzt eifrigst an ihrem 30-Minuten-Set. „Unser letztes Konzert ist zweieinhalb Jahre her“, erklärt Marco im Interview mit dem KURIER. „Wir haben in dieser Zeit zwar am nächsten Album gearbeitet, aber nicht für eine Show geprobt. Wir müssen die Gitarrenkoffer entstauben und die Band entrosten. Denn das Wichtigste ist, im Happel-Stadion allen Leuten, die gekommen sind und gespendet haben, mit unserer Musik möglichst viel Spaß zu bereiten und sich so dafür zu bedanken.“
Bedanken will sich der 34-Jährige auch für die „Mammutleistung“ der Veranstalter, so ein großes Event in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Ein Teil davon zu sein, sieht er als Ehre – auch wenn Marco sich nicht gerne politisch positioniert und das mit der Teilnahme auch nicht tut.
„Das ist kein Konzert gegen etwas, sondern ein Konzert für den Frieden und die Freiheit. Wir spielen dort für alle Menschen, die unter diesem Krieg leiden, unabhängig davon, woher sie kommen. Für die, die sterben, die vertrieben werden und die, die dort kämpfen.“
Insofern findet Marco die gerade stattfindende Diskussion um die Positionierung der Künstler in politischen Konflikten obsolet. „Sie verblasst vor der unmittelbaren humanitären Katastrophe und ist Zeitverschwendung, während Menschen sterben.“
Freitag veröffentlichen Wanda die neue Single „Rocking in Wien“. Der Song im typischen Wanda-Sound soll einfach Spaß machen, sagt Marco. Ein wenig Zeitkritik steht aber schon dahinter, wenn der Songwriter in dem Text bemerkt, dass „einer nach dem anderen“ zu saufen und rauchen aufhört.
„Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr sich die Menschen selbst auferlegen, perfekt zu sein oder einem Schönheitsideal zu entsprechen“, erklärt er. „Ich habe aber gleichzeitig sehr viel Respekt davor, dass vor allem junge Menschen diesbezüglich unter einem unglaublichen Zwang stehen. Denn ich glaube, dass man als junger Mensch da noch nicht den größten Widerstandsmechanismus hat. Die Botschaft von ,Rocking in Wien’ ist ganz klar: Du bist wunderbar, so wie du bist – so lange du niemandem auf die Füße steigst oder in ein anderes Land einmarschierst.“
Soeben hat Marco auch drei Songs für den Mitte April anlaufenden Film „Geschichten vom Franz“ nach den Büchern von Christine Nöstlinger fertiggestellt: „Ich bin mit den Büchern vom kleinen Franz aufgewachsen. Als der Regisseur mir sagte, er will mit diesem Film nach zwei Jahren Pandemie den Kindern eine Freude machen, hat er mich sofort gehabt. Ich wusste gleich: Ich schreibe einen Song, der Mut macht, einen der sich mit den finstereren Seiten der Kindheit beschäftigt und einen über die Freundschaft. Denn meiner Meinung nach sind Nöstlingers Geschichten eine Hommage an die unschuldige Freundschaft von Kindern.“
Mit den Songs des im September erscheinenden Wanda-Albums will Marco „weiter in die DNA dieser Band eindringen“. Das sei ihm wichtiger als kommerzieller Erfolg oder die 14 Platin-Platten, die sich Wanda erspielt haben.
„Selbst wenn wir diesen Erfolg nicht hätten, würde ich das machen. Meine schönste Erinnerung ist, als wir ganz am Anfang in dem Club Red Box in Mödling aufgetreten sind. Danach hat mich unser Bassist weinend umarmt. Dass das, was wir tun, uns selbst so rühren kann, dass wir weinen, dass es das bis heute tut, ist viel bedeutsamer als jede Nummer-Eins-Platzierung.“
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