Nestroy in Pürbach: Eingerauchter Biobauer, weich in der Birne

Begeistert mit Gemütsruhe: Fabian Krüger als Krautkopf.
Den „Zerrissenen“ von Johann Nestroy braucht man zum Glück nicht umschreiben: Die Posse aus 1844 handelt ja von einem „Kapitalisten“, der des Luxuslebens überdrüssig ist. Hakon Hirzenberger hat die hinreißende Geschichte über Rivalen, die untertauchen müssen, weil sie sich für Mörder halten, aber mit wenigen Eingriffen in die Gegenwart geholt.
Das ist nicht weiter bemerkenswert. Denn dass der Herr von Lips (Martin Bermoser) einen protzig-güldenen Anzug trägt, kommt immer wieder vor. Und auch, dass die falschen Freunde, von Andrea Bernd äußerst geschmacklos eingekleidet, Champagner schlürfen.
Die Koproduktion von Steudltenn und Wald4tler Hoftheater, seit Donnerstag in Pürbach zu sehen, geht dennoch eigene wie charmante Wege. Denn das Team hat sich konsequent der Reduktion verschrieben: Sofa und Couchtisch reichen als Requisiten, der Bühnenraum von Erich Uiberlacker wird von gespannten Gummibändern als Lamellen eingefasst, die überraschende Auftritte ermöglichen.

Herr von Lips wird unrund, Krautkopf bleibt gelassen: Martin Bermoser und Fabian Krüger
Die Couplets gibt’s als coolen Sprechgesang, Matthias Jakisic begleitet virtuos an der Geige. Hirzenberger verzichtet zudem auf extensiven Klamauk, bereits nach dichten Eindreiviertstunden wird geheiratet. Valentin Frantsits ist ein herrlicher Nestroy-Gluthammer. Das Beste aber: Einen solchen Krautkopf, nun hagerer Bio-Bauer, hat man noch nie gesehen. Auch ihn plagt das Kopfweh, aber nur deshalb, weil er immer wieder gegen einen Pfosten rennt. Und das Kiffen hat sein Sprechen ziemlich verlangsamt: Ex-Burgschauspieler Fabian Krüger dominiert mit einer grandiosen Performance.
KURIER-Wertung: 4 Sterne
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