Die Chroniken von Tom Waits

Hört man den Namen Tom Waits, denkt man an eine Whiskey geölte Reibeisenstimme und düstere Texte in der Tradition der Beat Generation. Bei Anton Corbijn hingegen hat man exzentrische schwarz/weiß-Fotos und unvergleichliche Musikvideos für Bands wie U2, Depeche Mode oder R.E.M. vor dem geistigen Auge. Auch dass die beiden gerne Zusammenarbeiten ist nicht neu, immerhin tun sie das schon seit über dreißig Jahren. Das gemeinsame Schaffen ist auch das Thema des gerade erschienen Bildbandes " Waits/Corbijn '77-'11", der via Schirmer/Mosel veröffentlicht wurde.
Limitiert auf 6.600 Stück zeigt der nicht ganz billige Bildband - zu haben gibt es ihn um gut 160 Euro - 145 Porträts, die Corbijn in den letzten vier Jahrzehnten von Waits geschossen hat und 56 Seiten mit Waits' eigenen Gedanken, Kritzeleien und Fotos.
Die Fotos und Kritzeleien porträtieren die Entwicklung der Kunstfigur Tom Waits vom Endzwanziger bis heute. Wer auf private Einblicke hofft, wird enttäuscht. Die Privatsphäre ist dem "melancholischen Trunkenbold" - das Image, dass er trotz seiner Abstinenz seit Anfang der 90er bis heute nach außen trägt - auch heilig. Das stört aber kaum, denn es geht nun mal um die Kunstfigur - und dazu gehört auch die Zigarette in der Hand, auch wenn er eigentlich nicht mehr raucht.
Impressionen aus "Waits/Corbijn"
Mit Anton Corbijn als Haus- und Hoffotograf hat Waits auch den perfekten Begleiter gefunden. Die beiden ergänzen sich wie kaum ein anderes künstlerisches Paar. Corbijn erwischt den richtigen Moment, Waits die richtige Pose - mal nachdenklich, mal skurril. Der Stern schrieb dazu: "Diese Bilder zeigen, wie schön es ist, wenn Männer nicht erwachsen werden wollen." Und genau so ist es. Die körnigen Bilder, der Corbijn typische Stil, lassen die entspannte Spannung der beiden am Set erahnen und vermitteln das Gefühl, es wären Schnappschüsse.

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