Mozart abgeklopft auf "emotionale Erdbeben"

Er war Bühnentechniker, Beleuchter, auch Tontechniker, Schreiner, Kascheur, Requisiteur, Inspizient und Regieassistent – er hat sein Handwerk also wirklich "von der Pike auf" gelernt. Ab heute, Freitag, zeigt der deutsche Regisseur Bruno Klimek an der Wiener Volksoper nun seine Interpretation von Wolfgang Amadeus Mozarts populärer und dabei doch höchst diffiziler Oper "Così fan tutte" – wie immer am Gürtel in deutscher Sprache.
Klimek im KURIER-Gespräch: "Vor genau 20 Jahren habe ich ,Così’ zum ersten Mal gemacht, damals übrigens auch mit Dirigentin Julia Jones, die ja jetzt auch in Wien mit an Bord ist. Ich habe viel über dieses Stück nachgedacht und ich hoffe, einen nachvollziehbaren Zugang gefunden zu haben."
Vulkan
Ausgangspunkt war für den ehemaligen Schauspielchef des Mannheimer Nationaltheaters eine Frage: "Warum spielt die Handlung in Neapel am Fuße des Vesuv? Ich denke, dass sich Mozart und Da Ponte dabei etwas gedacht haben. Also habe ich die Partitur und den Text auf emotionale Erbeben abgeklopft und bin fündig geworden." Formal verortet Klimek das Stück auf einer Theaterbühne, wo man gerade "Così" probt. Die Sänger spielen also Sänger, die in ihre Rollen schlüpfen. Doch aus der Proben- und Spielsituation wird Ernst . . .
Klimek: "Ich denke, dass auf diese Art die Doppelbödigkeit des Stoffes besser zur Geltung kommt. Wie aber geht Klimek mit der deutschen Sprache um? "Ich empfinde das gar nicht als Nachteil. Erstens versteht das Publikum alles. Zweitens hat mich das etwa dazu gezwungen, mich noch viel intensiver mit dem Text und auch mit dem Subtext auseinanderzusetzen. Dazu kommt, dass Julia Jones mit allen Sängern die musikalischen Details extrem fein erarbeitet hat."
Klimeks Liebe zum Theater hat übrigens einen familiären Hintergrund. "Meine Eltern haben einander bei einer Laienspielgruppe in Tübingen kennengelernt, und ich habe schon während der Schulzeit am Theater gearbeitet und selbst gespielt."
Mistkübel
Inzwischen ist der 1958 geborene Künstler, der auch als Schriftsteller und Hörspielautor tätig ist, Dekan an der Folkwang Hochschule in Essen für den Fachbereich Darstellende Künste. Was aber vermittelt Klimek da seinen Studenten? "Den angehenden Schauspielern versuche ich zu vermitteln, dass selbst eine Liebesszene mit einem Mistkübel wahrhaftig sein muss." Lachend: "Und zukünftigen Regisseuren sage ich immer: Ein Regisseur muss nichts können. Er muss nur wissen, wie es geht."
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