"Ein Reigen" auf der Couch

Eine Gruppe von Darstellern mit Totenkopf-Make-up auf einer Bühne.
Schnitzlers Bühnenstück als Vorlage für eine Choreografie.

Mit dem neuen Ballett "Ein Reigen" von Ashley Page und Antony McDonald erinnert das Wiener Staatsballett in der Volksoper an das Wien der Wende zum 20. Jahrhundert.

Choreograf Page und Ausstatter McDonald haben sich viel vorgenommen. Vom Ausgangspunkt eines Theaterstücks, das mit offen angesprochenen sexuellen Begegnungen einst für einen Skandal sorgte, über die Einführung von Persönlichkeiten des Fin de Siècle bis zu einer gewagten Musikcollage mit Werken von Berg, Korngold, Mahler, Ravel, Schönberg bis zu Zemlinsky. Stellenweise scheitert das ambitionierte Ballett in einer originellen Ausstattung mit Reminiszenzen an Wien und geschmackvollen Kostümen McDonald’s an der Fülle des Stoffs, dem keine Handlung zugrunde liegt, und an Ausschnitten von Kompositionen, die im Tanz schwer umzusetzen sind.

Szenenfotos

Eine Ballerina und ein Mann im Anzug tanzen auf einer Bühne.

WIENER STAATSBALLETT/VOLKSOPER WIEN: "EIN REIGEN"
Ein Tänzer hebt eine Ballerina während einer Ballettaufführung hoch.

WIENER STAATSBALLETT/VOLKSOPER WIEN: "EIN REIGEN"
Ein maskierter Tänzer und eine Tänzerin in einem blauen Kleid tanzen auf einer Bühne.

Ein Reigen Premiere …
Ein Ballett-Tänzerpaar auf einer Bühne mit einem Klavier und einem gemalten Hintergrund.

WIENER STAATSBALLETT/VOLKSOPER WIEN: "EIN REIGEN"
Eine Gruppe von Darstellern mit Totenkopf-Make-up auf einer Bühne.

WIENER STAATSBALLETT/VOLKSOPER WIEN: "EIN REIGEN"
Ein Tänzer trägt eine Tänzerin auf seinen Schultern vor einem gemalten Hintergrund.

WIENER STAATSBALLETT/VOLKSOPER WIEN: "EIN REIGEN"
Ein Tänzerpaar führt eine dramatische Szene auf einer Bühne auf.

Ein Reigen Premiere …
Ein Tänzerpaar führt eine Hebefigur auf einer Bühne vor einem Klavier auf.

WIENER STAATSBALLETT/VOLKSOPER WIEN: "EIN REIGEN"
Eine Ballettaufführung mit Tänzern in farbenfrohen Kostümen auf einer Bühne.

Ein Reigen Premiere …

Ungewöhnlich

Das Orchester der Wiener Volksoper unter Dirigent Gerrit Prießnitz lässt jedoch vergessen, dass dieses Repertoire für die Musiker genau so ungewöhnlich ist wie für die Tänzerinnen und Tänzer. Béla Fischer komponierte Übergänge, die Brüche vermeiden und einen musikalischen "Reigen" ermöglichen.

Zusammen mit der auf Ballettvokabular aufbauenden Choreografie Pages überrascht inmitten des Jahrhundertwende-Personals die kompositorische Bedeutung Alexander Zemlinskys, dessen Schaffen eng mit der Volksoper verbunden war. "Ein Tanzpoem" und "Sinfonietta" werden zu interessanten Schlüsselstellen im "Reigen"-Ballett.

Die Choreografie setzt auf Kontraste von Begegnungen in unterschiedlichen Pas de deux und atmosphärischen Gruppenbildern mit Stummfilm-Ästhetik. Robert Gabdullin (Der Tod/Arthur Schnitzler) und Kamil Pavelka (Sigmund Freud) lassen in Duetten und Soli deren geistige Verwandtschaft spüren. Denys Cherevychko als Maler Richard Gerstl überzeugt mit Anklängen an Bewegungen aus dessen Bildern im Dreiecksverhältnis mit Zemlinskys Schwester Mathilde Schönberg (Nina Poláková) und Arnold Schönberg (Roman Lazik), während Mihail Sosnovschi (Egon Schiele) und Maria Alati (Wally Neuzil) die Dramatik des drohenden Kriegs vorwegnehmen.

Bewertung: Stellenweise scheitert das ambitionierte Ballett an der Fülle des Stoffs und an Ausschnitten von Kompositionen, die im Tanz schwer umzusetzen sind.

KURIER-Wertung:

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