Vestibül: Als Kolonialisten in die Karpaten und wieder zurück

Stefanie Dvorak, Elisabeth Augustin, Lena Kalisch
Enttäuschend: Die österreichische Erstaufführung von Thomas Perles "karpatenflecken" im Vestibül des Burgtheaters

2021 gewann die Tirolerin Lisa Wentz mit „Adern“ den Retzhofer Dramapreis, die Uraufführung im Akademietheater geriet fulminant. Zwei Jahre zuvor war „karpatenflecken“ von Thomas Perle ausgezeichnet worden. Das Burgtheater brachte nun auch dieses Stück heraus – als Erstaufführung im Vestibül. Der Erfolg ließ sich aber – trotz ähnlicher Grundthematik – nicht wiederholen.

Die Vorfahren von Perle waren vom Salzkammergut als Kolonialisten in die Karpaten gegangen, pflegten ihre Traditionen und assimilierten sich nicht. 1991, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, übersiedelte die Familie als Wirtschaftsflüchtlinge nach Nürnberg. Perle erzählt die Geschichte, eifrig in der Zeit springend, nach. Im Zentrum steht die Großmutter, die einen antiquierten Dialekt spricht; und die Enkelin kommentiert das Ganze.

Im Programmblatt meint Perle, dass sein Geburtsort Oberwischau bei den sommerlichen Besuchen zu ihm zu sprechen angefangen hätte. Der Text wirkt eher wie ein literarisch verbrämtes Interview. Die Umsetzung (Regie: Mira Stadler, Bühne: Moritz Müller) geriet zudem uninspiriert. Zwischen Elisabeth Augustin und Lena Kalisch als Gegenpole bleibt für Stefanie Dvorak als entwurzelte Mutter kein Raum zur Entfaltung. Schade.

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