Wie man schlagkräftige Bilder gestaltet und damit wehrhaft-kritisch gegen ausbeuterische Blickregime vorgeht, wusste VALIE EXPORT schon sehr früh. Auch die konsequente Großschreibung ihres Namens war und ist Mittel, um (als Frau) nicht klein gemacht zu werden.
Aufgespaltenes Werk
Die Ausstellung belässt es aber nicht dabei, diese Errungenschaften zu würdigen. In einer ansprechenden, modernen Architektur gelingt es vielmehr, die Dimensionen von EXPORTS Werk wie mit einem Prisma aufzuspalten und zu sezieren.
Walter Moser, der als Chef der Albertina-Fotosammlung gemeinsam mit Anna Hanreich die Schau kuratierte, legte spezielles Augenmerk darauf, wie VALIE EXPORT mit dem Medium Fotografie umging.
Auch die Fotografen, die die Aktionen und Performances in den 1960er und ’70er Jahren zum Bild transformierten, wurden recherchiert und werden genannt: Denn die Frage nach dem Verhältnis zwischen einer Aktion und ihrer Dokumentation kennt viele Antworten, und VALIE EXPORT nutzte das Spektrum zwischen reiner Abbildung und bewusster Inszenierung äußerst gekonnt und präzise.
Überhaupt gerät beim Fokus auf den feministischen Impetus leicht ins Hintertreffen, welchen Stellenwert das Nachdenken über Bilder und ihr Verhältnis zur Welt im Werk von VALIE EXPORT einnimmt. Die Schau fächert diesen Aspekt breit auf – etwa mit den konzeptuellen Fotografien der 1970er-Jahre.
In diesen torpedierte die Künstlerin die Vorstellung, es könne das eine, „richtige“ Bild geben, regelrecht. Die Ansicht eines Zuges erscheint etwa als Staffelung von Fotos, die von verschiedenen Standpunkten aus aufgenommen wurden. Stets ist dabei der Wille spürbar, sich den Blick nicht diktieren zu lassen. Kaum bekannt sind auch Naturaufnahmen, die EXPORT mit Zeichnungen von Körperteilen versah, um zu zeigen, dass letztlich der Mensch (und ein Werkzeug) das Bild macht.
Anschauliche Theorie
Diese Werke sind höchst theoretisch – im wörtlichen Sinn, in dem Theorie „Anschauung“ bedeutet, ebenso wie im Umstand, dass sie von Bildtheorien beeinflusst sind. Der Verdienst der Schau ist es hier, zu zeigen, dass sie dennoch nicht spröde sind: Das Gespür für ästhetische Wirkung kam VALIE EXPORT nie abhanden.
Durch die Kombination der Fotos und Videos mit großen Installationen – darunter ein Spiegelkabinett mit Videos von 25 ratternden Nähmaschinen – wird die Schau auch sinnlich zum Erlebnis. Nicht versäumen!
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