Uraufführung der Oper "Unter dem Gletscher“: Absurditäten im ewigen Eis

Uraufführung der Oper "Unter dem Gletscher“: Absurditäten im ewigen Eis
Neues Werk von Komponist Michael Obst in Linz erstmals gezeigt (Von Helmut Christian Mayer).

Es sind schon merkwürdige, ja absurde Ereignisse, die sich da in diesem gottverlassenen Dorf am Fuße des Gletschervulkans Snæfellsjökul im Norden von Island abspielen. Und noch skurriler sind die Menschen, die hier leben, wie ein junger Theologe Vebi, der zur Kontrolle vom Bischof aus der Hauptstadt Reykjavik hierher entsandt wurde, feststellen muss. Aus dieser Situation wurde nun vom Komponisten Michael Obst mit dem Intendanten des Linzer Landestheater Hermann Schneider, der für das Libretto und die Inszenierung sorgt, als zweite gemeinsame Zusammenarbeit die neue Oper „Unter dem Gletscher“ geformt und nach zweijähriger pandemiebedingter Verschiebung uraufgeführt.

Uraufführung der Oper "Unter dem Gletscher“: Absurditäten im ewigen Eis

Zugenagelte Kirche

Eigentlich soll er ja den Pfarrer Sira Jon Primus überprüfen, der seinen Seelsorgepflichten in keinster Weise mehr nachkommt. Er hält keinen Gottesdienst mehr ab, keine Taufen und Beerdigungen, hat die Kirche sogar zugenagelt und repariert Maschinen und beschlägt Pferde. Aber Vebi hört sagenhafte Erzählungen, macht die seltsamsten Bekanntschaften und wird in eigenartige Dispute verwickelt: „Oh Gott, wo bin ich hier, lauter Verrückte!“ stellt er bald treffend fest.

Als Vorlage diente der Roman Kristnihald undir Jökli“ des isländischen Nobelpreisträgers Halldòr Laxness aus 1968. Es finden sich viele isländische Mythen wieder. Nur, das Werk wirkt weltfremd, es fehlt ihm jegliche Aktualität, das Libretto ergießt sich in vielen Wiederholungen und lässt sich schwer in Musik umsetzen.

Der deutsche Komponist verwendet zahlreiche isländische Volkslieder, Kinderlieder, Choräle, Jazz und romantische Schwelgereien und „Vogelmusiken“ als Zwischenspiele. Er hat alles zu einer Nummernoper gemacht, die aber kein Ganzes bilden. Ingmar Beck gelingt es engagiert, am Pult des hochkonzentriert musizierenden Bruckner Orchesters die Vielschichtigkeit der Partitur einzufangen.

Gute Stimmen

Von hoher Qualität ist das Sängerensemble: Allen voran brilliert Anna Alás i Jové in der Hosenrolle des Vebi mit feinen Mezzo, Michael Wagner als bassesgewaltiger Pfarrer, Gotho Griesmeier als Ua seine Frau, die es in Island in Sagen und Geschichten immer gegeben hat. Es gefallen auch Martin Achreiner (Alfberg), Fenja Lukas (Haushälterin) und Tina Josephine Jaeger (Fina).

Zwei uralte Blockhäuser, viel Schnee und ein drückender Himmel, wo auch immer wieder Projektionen gezeigt werden, später auch ein stylischer Bungalow: Das ist die naturalistische Szenerie (Falko Herold), wo Hermann Schneider die grotesken Absurditäten mit einer gewissen Ironie ablaufen lässt. Neben der absurden Handlung lässt auch die Musik die dreieinhalb Stunden Dauer lang werden, sodass viele Besucher das Haus in der Pause verließen.

 

Kommentare