Zugenagelte Kirche
Eigentlich soll er ja den Pfarrer Sira Jon Primus überprüfen, der seinen Seelsorgepflichten in keinster Weise mehr nachkommt. Er hält keinen Gottesdienst mehr ab, keine Taufen und Beerdigungen, hat die Kirche sogar zugenagelt und repariert Maschinen und beschlägt Pferde. Aber Vebi hört sagenhafte Erzählungen, macht die seltsamsten Bekanntschaften und wird in eigenartige Dispute verwickelt: „Oh Gott, wo bin ich hier, lauter Verrückte!“ stellt er bald treffend fest.
Als Vorlage diente der Roman „Kristnihald undir Jökli“ des isländischen Nobelpreisträgers Halldòr Laxness aus 1968. Es finden sich viele isländische Mythen wieder. Nur, das Werk wirkt weltfremd, es fehlt ihm jegliche Aktualität, das Libretto ergießt sich in vielen Wiederholungen und lässt sich schwer in Musik umsetzen.
Der deutsche Komponist verwendet zahlreiche isländische Volkslieder, Kinderlieder, Choräle, Jazz und romantische Schwelgereien und „Vogelmusiken“ als Zwischenspiele. Er hat alles zu einer Nummernoper gemacht, die aber kein Ganzes bilden. Ingmar Beck gelingt es engagiert, am Pult des hochkonzentriert musizierenden Bruckner Orchesters die Vielschichtigkeit der Partitur einzufangen.
Gute Stimmen
Von hoher Qualität ist das Sängerensemble: Allen voran brilliert Anna Alás i Jové in der Hosenrolle des Vebi mit feinen Mezzo, Michael Wagner als bassesgewaltiger Pfarrer, Gotho Griesmeier als Ua seine Frau, die es in Island in Sagen und Geschichten immer gegeben hat. Es gefallen auch Martin Achreiner (Alfberg), Fenja Lukas (Haushälterin) und Tina Josephine Jaeger (Fina).
Zwei uralte Blockhäuser, viel Schnee und ein drückender Himmel, wo auch immer wieder Projektionen gezeigt werden, später auch ein stylischer Bungalow: Das ist die naturalistische Szenerie (Falko Herold), wo Hermann Schneider die grotesken Absurditäten mit einer gewissen Ironie ablaufen lässt. Neben der absurden Handlung lässt auch die Musik die dreieinhalb Stunden Dauer lang werden, sodass viele Besucher das Haus in der Pause verließen.
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