Warhols T"riple Elvis" kam für 73 Mio. US-Dollar unter den Hammer.

© APA/EPA/ANDREW GOMBERT

New York

Umstrittene Warhol-Versteigerung bringt 152 Mio. Dollar

Der Erlös für zwei Werke aus dem Besitz eines deutschen Casinobetreibers übertraf bei Christie's die Erwartungen.

11/13/2014, 11:57 AM

Die umstrittene Versteigerung von zwei Warhol-Bildern des Casinobetreibers Westspiel in New York hat die Erwartungen übertroffen. Die zwei Siebdrucke "Triple Elvis" und "Four Marlons" brachten am Mittwochabend bei Christie's in New York zusammen knapp 152 Millionen Dollar (gut 120 Millionen Euro).

Für den Verkäufer Westspiel, eine 100-prozentige Tochter der landeseigenen NRW.Bank, bleiben nach Abzug des Aufschlags für das Auktionshaus umgerechnet rund 108 Millionen Euro. Das sind etwa 8 Millionen Euro mehr, als in Nordrhein-Westfalen erwartet wurde. Das defizitäre Spielbankunternehmen soll mit dem Großteil des Geldes saniert werden. In der Kulturszene war der Verkauf von Kunst aus einem landeseigenen Unternehmen als "Tabubruch" scharf kritisiert worden.

Rekord

Die New Yorker Abendauktion stellte mit einem Gesamtumsatz von knapp 853 Millionen Dollar (682 Millionen Euro) nach Angaben von Christie's einen neuen Rekord auf. Dabei lagen die beiden gut 2 Meter hohen und etwa 1,70 Meter breiten Warhols an der Spitze. Andere Warhols waren früher aber schon teurer gewesen.

Die Auktion von "Triple Elvis" ging nach einem furiosen Start allerdings nur schleppend voran, letztlich kam der Zuschlag bei 73 Millionen Dollar. Mit dem Aufschlag werden für das Bild knapp 82 Millionen Dollar fällig. "Triple Elvis" (1963) zeigt den US-Musiker und Darsteller Elvis Presley dreimal in Westernpose aus einem Film.

Der Siebdruck "Four Marlons" zeigt viermal den US-Schauspieler Marlon Brando auf einem Motorrad mit Ledermütze. Es wurde für 62 Millionen Dollar zugeschlagen, mit dem Aufgeld macht das knapp 70 Millionen Dollar. Wer die Bilder kaufte, war zunächst nicht bekannt. Es handelte sich aber einmal um einen Telefonbieter, einmal um einen Käufer im Saal. Die Bilder gingen damit also vermutlich an zwei Käufer.

Westspiel zeigte sich "sehr zufrieden". Durch den Verkauf könne das Unternehmen seinem "staatlichen Auftrag auch zukünftig gerecht" werden und die Investitionen ohne zusätzliche Belastung des Steuerzahlers bewältigen. Dadurch würden Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen.

Etwa 80,6 Millionen Euro soll Westspiel aus dem Erlös für die Sanierung seiner Spielbanken und den Bau eines neuen Casinos in Köln bekommen. Was mit den restlichen knapp 28 Millionen Euro passiert, ist zunächst unklar. Sollte Westspiel auch 2014 wie in den Vorjahren einen Millionenverlust machen, so würde dieser mit dem Zusatzerlös zunächst ausgeglichen, sagte Westspiel-Sprecher Christof Schramm. Der Rest bleibe im Landeshaushalt. Wie viel Geld das sein wird, werde also erst kommendes Jahr nach der Veröffentlichung des Westspiel-Jahresabschlusses 2014 feststehen.

Rechtfertigung

Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) sagte im WDR-Hörfunk, der Zusatzerlös sei "eine globale Mehreinnahme im Haushalt" und diene "allgemeinen Aufgaben". Ob das Geld etwa in die Kunstförderung fließe, ließ er offen. "Die Einnahmen des Staates sind nicht genau den Ausgaben zugeordnet." Es gebe auch Aufgaben im Sozial- und Sportbereich.

Zugleich rechtfertigte der Minister den Verkauf der Warhols. Die Spielbanken würden nicht mit Steuergeld saniert. Zugleich sicherte Walter-Borjans zu: "Das Land Nordrhein-Westfalen wird aus seinen Museen überhaupt nichts verkaufen. Auch die Kommunen werden nicht ihre Museen ausräumen."

"Büchse der Pandora" geöffnet

Der Deutsche Kulturrat, die Vertretung von mehr als 200 Bundeskulturverbänden, hat die Versteigerung als "schwarze Stunde" für die Kultur bezeichnet. "Nordrhein-Westfalen hat uns einen Bärendienst erwiesen, jetzt ist die Büchse der Pandora geöffnet", sagte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

"Wir haben große Sorge, dass jetzt andere notleidende Kommunen oder Länder diesem Beispiel folgen könnten", so Zimmermann. Damit sei das Tabu gebrochen, Kunst aus öffentlichem Besitz nicht zu verkaufen, kritisierte Zimmermann. "Wir wissen, dass seit einiger Zeit immer mehr Kämmerer und Finanzminister hinter vorgehaltener Hand eine solche Diskussion führen. Jetzt wissen sie: Es bringt zwar Ärger, aber man kann die Sache durchstehen. Und es bringt sehr viel Geld. Da werden viele leuchtende Augen bekommen."

Kein Warhol-Rekord

Ende der 70er Jahre waren "Triple Elvis" für 183.000 Mark und "Four Marlons" für 205.000 Mark zur Ausstattung der Aachener Spielbank angekauft worden. Seit 2009 lagerten sie im Tresor, weil sie für die Wand viel zu wertvoll geworden waren.

Ein Auktionsrekord für Warhol wurde mit den Westspiel-Bildern nicht aufgestellt. Vor fünf Jahren wurde "Eight Elvis" für 100 Millionen Dollar versteigert. 2013 brachte "Silver Car Crash (Double Disaster)" des 1987 gestorbenen Künstlers sogar rund 105 Millionen Dollar.

Die erfolgreichsten Auktionen 2013

2013 war ein gutes Jahr für die zeitgenössische Kunst. Unter den Top-20-Verkäufen des vergangenen Jahres befinden sich auch Werke von Jeff Koons, Andy Warhol und gleich zwei Arbeiten von Jean-Michel Basquiat.

Die Top-20-Auktionsergebnisse 2013

Jederzeit und überall top-informiert

Uneingeschränkten Zugang zu allen digitalen Inhalten von KURIER sichern: Plus Inhalte, ePaper, Online-Magazine und mehr. Jetzt KURIER Digital-Abo testen.

Kommentare

Umstrittene Warhol-Versteigerung bringt 152 Mio. Dollar | kurier.atMotor.atKurier.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat