Trauer um Verleger Lord George Weidenfeld

Trauer um den britisch-österreichischen Verleger und Diplomaten Lord George Weidenfeld: Der langjährige Publizist der deutschen Zeitung Die Welt verstarb Mittwoch früh im Alter von 96 Jahren, teilte die Axel Springer SE am Mittwoch mit. Der gebürtige Wiener war zur Zeit der NS-Diktatur nach England geflohen.
Weidenfeld war 1938 nach London emigriert und gründete dort 1945 den Verlag Weidenfeld & Nicolson, in dem er unter anderem 1959 Vladimir Nabokovs Skandalroman "Lolita" verlegte. Weidenfeld erhielt 1947 die britische Staatsbürgerschaft und war ab 1994 auch wieder österreichischer Staatsbürger. 2002 wurde er in der Wiener Hofburg von Bundespräsident Thomas Klestil mit dem "Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst erster Klasse" geehrt.
Brückenbauer
Weidenfeld engagierte sich als "Brückenbauer" für den Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen und setzte sich stets für eine Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel ein. Noch im hohen Alter von 95 Jahren gründete er die "Operation Safe Havens", die verfolgten Christen aus dem Irak und Syrien hilft.
Politisch engagierte sich Weidenfeld außerdem leidenschaftlich für den Staat Israel. So wurde er 1949/50 Kabinettschef des ersten Präsidenten des neu entstandenen Landes, Chaim Weizmann. Eine fortlaufende Karriere in Jerusalem scheiterte allerdings an seinen verlegerischen Verpflichtungen, die Weidenfeld zurück nach London führten. Einen weiteren Schritt auf das politische Parkett wagte der Verfechter einer "militanten Mitte" schließlich 1974, als er Berater des Labour-Premiers Harold Wilson wurde. 1976 wurde er auf dessen Initiative zum Pair auf Lebenszeit ernannt und zog als Baron Weidenfeld of Chelsea ins britische Oberhaus ein, wo er sich vor allem mit Nahost-Fragen beschäftigte.
In Österreich gab es betroffene Reaktionen. "Lord Weidenfeld war ein Brückenbauer zwischen den Kulturen und Religionen", hieß es in einer Aussendung des Wiener Kulturstadtrates Andreas Mailath-Pokorny ( SPÖ). Ihm sei es gelungen, einen Dialog zwischen Österreich und Israel einzuleiten und zur Aussöhnung der beiden Staaten beizutragen. Kulturminister Josef Ostermayer ( SPÖ) betonte, die Welt verliere "einen einzigartigen Europäer von Format und einen leidenschaftlichen publizistischen Großmeister".
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