"Tosca" in Erl mit packendem Realismus

Ein Mann in einem roten Mantel und eine Frau in einem blauen Kleid stehen auf einer Bühne.
Kritik: Puccinis "Tosca" bei den Tiroler Winterfestspielen Erl.

Puccinis „Tosca“: Wie schon bei Mozarts „Don Giovanni“ setzt man auch bei der zweiten Opernproduktion im Tiroler Erl auf klare geometrische Formen und ein reduziertes, modernes Bühnenbild ( Jan Hax Halama). So wird die Kirche im 1. Akt nur schlicht angedeutet, die Engelsburg im 3. Akt besteht nur aus riesigen, grauen Mauern und einer endlosen Stiege. Sehr geschmackvoll elegant sind die Kostüme (Lenka Radecky).

Was Gustav Kuhn im Sommer 2012 halbszenisch noch im Passionshaus aufgeführt hat, inszenierte nun Angelica Ladurner, designierte Intendantin der Komödienspiele Porcia in Spittal/Drau, im neuen Festspielhaus neu und vollwertig: Recht konventionell, geschickt, klar und über- wiegend fesselnd. Die zwingendsten Momente gelingen ihr dabei mit packend brutalem Realismus im 2. Akt.

Szenenbilder aus "Tosca"

Eine Szene aus einer Opernaufführung mit zwei Sängern an einem langen Tisch vor einer Treppe.

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: "TOSCA"
Ein Mann in einem Anzug steht vor einer Gruppe von Jungen in Kostümen auf einer Bühne.

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: "TOSCA"
Eine Frau im Abendkleid sitzt neben einem liegenden Mann auf einer Bühne.

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: "TOSCA"
Eine Frau kniet vor einem Mann in einem roten Samtweste auf einer Bühne.

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: "TOSCA"
Eine Frau in einem hellblauen Kleid steht auf einer Treppe vor einer strukturierten Wand.

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: "TOSCA"
Eine Frau in einem Kleid steigt eine Treppe vor einer strukturierten Wand hinauf.

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: "TOSCA"
Ein Mann in einem roten Mantel und eine Frau in einem blauen Kleid stehen auf einer Bühne.

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: "TOSCA"

Konstante Spannung

Recht breit legt Gustav Kuhn am Pult des Orchesters wieder die Tempi an. Jedoch versteht er es, mit geschärfter Dynamik bei den überwiegend jungen Musikern eine konstante Spannung zu erzeugen, die nur selten zu überhitzt laut wird. Aber auch duftige Klangschönheit und durchhörbare Zartheit kommen nicht zu kurz.

Eine Frau kniet vor einem Mann in einem roten Samtweste auf einer Bühne.

Wie bereits 2012 bietet das Festival mit Bruno Ribeiro einen Cavaradossi auf, dessen ausgesprochen schöner Tenor über viel Schmelz und mühelose Höhen verfügt. Und der auch das „Vittoria!“ wie auch alle anderen Spitzentöne strahlend schmettern kann.

Giulio Boschetti ist ein ungemein bühnenpräsenter, stimmgewaltiger Scarpia, der auch über eine feine, baritonale Eleganz verfügt.

Rossana Potenza ist eine manieriert wirkende Titelheldin mit aufgesetzten Gesten, die alle Fortestellen kraftvoll hinausschreit, der es jedoch speziell bei ihrem Gebet „Vissi d’arte“ an inniger Pianokultur mangelt.

Julian Orlishausen ist ein etwas unscheinbarer Angelotti. Tadellos auch die Chöre (Tölzer Knabenchor, Chorakademie der Festspiele und Capella Minsk). Von solider Qualität erlebt man die vielen kleineren Rollen. Die mit klarem Sopran singende Maria Ladurner darf zudem einen blond gelockten und himmelblau gewandeten Engel spielen, der in allen Akten das Geschehen öfters von der Seite stumm beobachtet und zum Finale der die Treppe zum beabsichtigten Sprung emporeilenden Tosca hilfreich die Arme entgegenstreckt. Viele Bravi!

KURIER-Wertung:

Von Helmut Christian Mayer

INFO: Wiederholung am 5. 1. Infos und Karten: www.tiroler-festspiele.at

Eine Szene aus einer Opernaufführung mit zwei Sängern an einem langen Tisch vor einer Treppe.
George Vincent Humphrey als "Mario Cavaradossi" und Rossana Potenza als "Floria Tosca".
Eine Frau in einem hellblauen Kleid steht auf einer Treppe vor einer strukturierten Wand.
Maria Ladurner als „Un pastore" in Giacomo Puccinis „Tosca" ´

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