Timberlake in Wien: Anspruchsvolle Partymusik
Das Beeindruckendste zuerst: Dieser Mann, bitte sehr, kann Kurzarmhemden tragen, ganz ohne lächerlich auszusehen!
Damit ist klargestellt: Justin Timberlake kann, was anderen unmöglich wäre. Beispiele gibt es genug: Sich von Britney Spears’ Jugendliebe zur anerkannten Popgröße emporarbeiten, etwa.
Oder überaus anspruchsvolle Partymusik machen. Oder den guten, alten, verstaubten Soul als das nächste große durchgestylte Ding der Popmusik verkaufen.
Timberlake ist der unaufdringliche Superstar. Und, das zeigte er Mittwochabend in der Wiener Stadthalle, ein Showmann zwischen Michael Jackson und Prince und Udo Jürgens, übersetzt ins 21. Jahrhundert. Er ist Vollblutentertainer, der Musik seinen Zwecken gemäß ausformt. Und diese Zwecke sind eindeutig: Timberlake erarbeitet eine erwachsene Universalgeschichte des US-Pops mit besonderer Berücksichtigung jener Strömungen, die sich der Ausschüttung diverser Fortpflanzungshormone verschrieben haben.
Gerade heraus gesagt: In dieser Musik geht es um den eindeutig zweideutigen Hüftstoß in seiner Ausformung als Popmusik (reden wir nicht weiter herum, es geht hier um Sex).
Fotos vom Konzert
Partymusik
Es ist Partymusik, aber für eine jener Schöne-Leute-Partys, zu denen man sonst keine Einladung bekommt. Der Bass rührt in den Eingeweiden um, das Schlagzeug peitscht knackig in die tiefsten Windungen des Stammhirns. In den Video-Einspielungen stoßen die Getriebekolben, reiben sich die Zahnräder aneinander und tanzen Models in Unterwäsche.
Musikalisch zwirbelt Timberlake die Popgeschichte gleichsam von hinten auf: Er macht, mit einer leiwanden Big-Band, klassische Motown-Musik, die durch den pophistorischen Fleischwolf gedreht wurde. In den 70er-Bläser-Soul-Popsound ist alles hineinfaschiert, was folgte: Hip-Hop und Breitwand-Pop und ein bisschen Disco und ein bisschen Gospel.
Das funktioniert prächtig, Timberlake tanzt im schwarzen Anzug, amüsiert sich über die Alkohol-Freigabe ab 16 in Wien, ist so cool und kühl wie seine Musik.
Und begeistert das Publikum, das wiederum auch viel Geschick beweist: Denn so leicht ist es nicht, gleichzeitig zu tanzen, zu kreischen und das Konzert am Handybildschirm anzuschauen.
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