"Turn" im Burgtheater-Kasino: Viel Gerenne um Nichts

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Die Berliner Perfomance-Gruppe eröffnete das Kasino am Schwarzenbergplatz mit „Turn“.

Die gute Nachricht zuerst. Im Kasino am Schwarzenbergplatz, einer Spielstätte des Burgtheaters, finden wieder Aufführungen statt. Die Tribüne aus den vergangenen Jahren an der Fensterseite wurde durch eine variable ersetzt. Das heißt, der Saal kann wieder genützt werden. 

Das versucht nun die Berliner Performance Gruppe Gob Squad mit ihrer Produktion „Turn“, das sie für das Jubiläumsjahr „Johann Strauss 2025“ ersonnen hat. 

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In Kasino hat sie zu einem „unkonventionellen Ball“ geladen. Wie es bei Bällen üblich ist, wurde auch ein Dresscode ausgegeben. Der lautete „Denim“, also am besten Jeans. Die meisten im Publikum kamen tatsächlich in legerer Kleidung. Das Ensemble selbst trat in fantasievollen Jeans-Kleidern auf. So weit so gut. 

„Turn“ sollte eine Aufforderung zum „Tanz in düsteren Zeiten“ sein. Warum nicht? Zum Auftakt forderten die sympathischen Leute der Truppe das Publikum auf, den „Wiener Grant“ sein zu lassen. Das aber war die schwierigste Aufgabe während der fast zwei Stunden langweilenden Performance. In der Mitte des Saals war ein Podium platziert, wo Ethan Braun das Geschehen vom Klavier und vom Mischpult aus leitete und das Solistenensemble Kaleidoskop musizierte. Walzer-Takte blitzten wie Einsprengsel in der ansprechenden Musik auf. Die war das Beste des Abends. 

as Publikum saß rund um die Truppe, die einen an runden Tischen, die anderen auf Sesseln. Jede und jeder im Ensemble schilderte seine Probleme.  Die eine ist seit ihrer Kindheit auf Leistung getrimmt und kann beim „Monopoly“ nicht verlieren, einer steigert sich in alles mögliche hinein, eine andere fühlt sich gezwungen, ständig zwischen den Zeilen zu lesen.

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Der Rest des Abends war eine Art gruppendynamisches Seminar. Manche Unternehmen veranstalten so etwas für ihre Mitarbeiter, damit die einander kennenlernen. Man macht da halt mit, weil man kein Spielverderber sein will. So auch an diesem Abend. Irgendwann wurde man aufgefordert, die Plätze zu tauschen, mit fremden Menschen an einem der Tische im Saal Platz zu nehmen. 

Über Kopfhörer wurden Regieanweisungen durchgegeben, was man zu tun hätte. Auf Bildschirmen wurden Angestellte aus den Burgtheaterwerkstätten gezeigt und Live-Übertragungen vom Vienna Night Run, der zeitgleich auf der Ringstraße stattfand. Parallel dazu durfte ein Teil des Publikums im Kreis laufen. Draußen gab es Sport im Regen, drinnen viel Gerenne und wenig Gerede um nichts. Das wurde höflich beklatscht.

KURIER-Wertung: Zwei Sterne

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