Der "Ring“ im Theater in der Drachengasse: Die Rheintöchter springen ins Klo

Der "Ring“ im Theater in der Drachengasse: Die Rheintöchter springen ins Klo
Komprimierte Version des Wagner-Werks ist intelligent witzig gemacht.
Lorin Maazel komprimierte die 16 Stunden von Wagners „Ring des Nibelungen“ zum 70 Minuten währenden „Ring ohne Worte“. Das Kollektiv Sokola/Spreter//Lawall//Lex Hymer braucht für seine fast ausschließlich in Worte gefasste Version im Theater in der Drachengasse etwas länger. Diese hat indes durch ihre kluge, intelligent witzige Machart das Potenzial, auch jene zu überzeugen, die Wagner über alles schätzen.
Ivana Sokola und Jona Spreter schachteln Elemente aus Wagners „Ring“ flott ineinander und versetzen diese mit einer ordentlichen Portion Kapitalismus-Kritik. Liebevoll blicken sie auf Alberich, den Goldräuber.
Der "Ring“ im Theater in der Drachengasse: Die Rheintöchter springen ins Klo
Auch wenn manches auf einen ersten Blick willkürlich anmutet, ergibt alles Sinn. Am Anfang und am Ende agieren, wie im echten „Ring“, die Rheintöchter, lamentieren über den Verlust des Goldes, das ihnen geraubt wurde, und tauchen schließlich durch die Klomuschel ab.
Prolog und Epilog werden auf zwei Mini-Bildschirmen in den kleinen Theatersaal übertragen.
Nils Hausotte, Elisabeth Osterberger, Alicia Peckelsen spielen mit Verve mehrere Rollen. Pablo Lawall (Regie) hat eine Hand für Personenführung. Das Faszinierendste an dieser Produktion ist die Ausstattung (Selma Lindgren, Ella Steinbach und Xandi Vogler). Famos sind die Riesen Fafner und Fasolt gestaltet.
Der "Ring“ im Theater in der Drachengasse: Die Rheintöchter springen ins Klo
Der Clou ist ein exzellent wie aus einer chinesischen Oper gefertigter Drache, der Schumanns Lied „Auf dem Rhein“ vorträgt. Eine tolle Pointe, dass am Ende der „Götterdämmerung“ Händels „Lascia la spina“ aus dem Oratorium („Il trionfo del Tempo e del Disinganno“) eingespielt wird. Zurecht viele Bravos.
KURIER-Wertung:3 1/2 Sterne

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