Anna Mabos "Ferdinand Raimund – Der Ganze“: So macht Theater Freude

Für Anna Marboes „Ferdinand Raimund - Der Ganze. Das Musical - Eine Liebesgeschichte“ im Rabenhof sollte man zwei Dinge mitbringen, muss aber nicht. Das eine wäre ein kindliches Gemüt, das andere ein paar Grundkenntnisse zum genialen Zaubermärchenerfinder des Alt-Wiener Volkstheaters im Vormärz. Wer diesen gar nicht kennt, wird dessen Stücke in kurzweiligen 100 Minuten auf spielerische Art kennenlernen. Mit entfesselter Fantasie, wie es bei Raimund heißt, mit Drive, tollen Pointen, und Respekt vor den Texten des Dichters führt dieser „Raimund abridged“ durch dessen Theater-Kosmos und erschafft ein echtes Zaubermärchen.
Anna Marboe, alias Anna Mabo, so nennt sie sich als Singer-Songwriterin, tritt hier in dreifacher Funktion auf: als Autorin ihres Stücks, das sie mit Vincent Sauer verfasst hat, als Regisseurin und als Darstellerin der Fee namens Doktor Erotika Walpurga Major 2, kurz EWM2, womit sie auf ihren Onkel Ernst Wolfram Marboe, einst ORF-Intendant und Leiter der Raimundspiele in Gutenstein, anspielt.
Als EWM2 reitet sie auf einem roten Papppferd ein und fragt nach den Raimund-Kenntnissen im Publikum. Tanja Maderner fertigte mit liebevollen Kostümen und der bunten, mit überdimensionalen Stoffpflanzen ausgestatteten Bühne ein faszinierendes Zauberreich, hier Raimunds Blumenfachhandel.

Ein Shrimp wird kommen
Dort beginnt die Geschichte von Ferdinand und Anna. Raimund und einige seiner zentralen Figuren werden von der wandlungsfähigen Isabella Knöll verkörpert. Ein echter Spaß ist ihre Schlussszene, wenn sie im Shrimps-Kostüm als Flottwell („Der Verschwender“) auftritt.
Vincent Sauer spielt Anna und andere Figuren mit einnehmender Natürlichkeit. Extrem gut gelingen die Szenen aus „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, wenn Knöll als Rappelkopf wütet und Sauer den Diener Habakuk und den Alpenkönig in einem spielt. Absolut berührend ist eine Szene aus „Der Bauer als Millionär“, wenn Sauer im gelben Stofftierkostüm, das ein überdimensionales Kaninchen oder vielleicht auch ein Bär sein könnte, sich als Jugend von Fortunatus Wurzel verabschiedet. Wie ein roter Faden wird Ferdinands Problem durch das Stück gesponnen. Er kann nicht reimen. Mittels Poetry-Slams wird das wegtrainiert. Das Geschehen changiert fließend zwischen der Liebesgeschichte der beiden und Ausschnitten aus Raimunds Stücken.

Das Ganze ist garniert mit Anna Mabos Songs und sehr guten Bearbeitungen der Raimund-Lieder wie etwa dem „Hobellied“. Erheblichen Anteil daran haben Clemens Sainitzer (Cello), der auch als Fee, die nicht weiß, wen sie beschenken soll, begeistert, und Alexander Yannilos als Schlagwerker, der als lässiger Barometermacher auftritt. Am Ende tritt auch noch Nestroy auf. Eine Fortsetzung in diesem Sinn wäre interessant. Jubel für diese Raimund-Hommage.
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