"The Abandons" auf Netflix: Trend zur Damenwahl im Wilden Westen

Frau mit schwarzem Hut und Jacke schaut ernst, im Hintergrund Himmel mit Wolken.
Frauen am Colt, ein Trend bei den neuen Western. 5 Serien, die man nach "The Abandons" mit Gillian Anderson auf Netflix ansehen kann.

Wenn Gillian Anderson als Constance Van Ness durch die Stadt Angel Ridge reitet, um einem überaus schwächlichen Beamten zu sagen, dass sie den Grund für ihre nächste Silbermine bekommen wird , ob das dessen aktuelle Besitzer wollen oder nicht, dann könnte auch ein Clint Eastwood nicht abschätziger über den restlichen Wildwest-Pöbel blicken. Ihre Gegenspielerin Fiona Nolan (Lena Headey) steht ihr aber in Toughness um nichts nach. Geht auch nicht – sie muss sich ja gegen ständige Schikanen und Angriffe der nach Expansion gierenden Van-Ness-Matriarchin wehren. Die Westernserie „The Abandons“ ist neu auf Netflix gestartet. Sie reitet zwar im Windschatten erfolgreicher Produktionen dieser Gattung wie „Yellowstone“ (mit Kevin Costner) oder dessen Ableger „1883“ und „1923“, aber mit Anderson und Headey liefern sich zwei Frauen eine erbitterte Feindschaft.

Selbstständige Saloondame

Der Western ist nicht gerade ein Genre, in dem man starke Frauenfiguren erwartet. Das Testosteron eines John Wayne ließ das anno dazumal nicht zu. Aber auch ein Erneuerer wie Quentin Tarantino hat in „The Hateful Eight“ kaum Damen ein Schießeisen anvertraut. Dabei hätte es schon 1954 in „Johnny Guitar“ mit Joan Crawford als aufgeweckter, selbstständiger Saloondame ein Vorbild gegeben. In aktuellen Serien steigen aber immer mehr Figuren in die Fußstapfen von Sharon Stone in „Schneller als der Tod“ – sie sorgte 1995 als unkonventionelle Revolverheldin für mediale Aufregung.

In der Netflix-Miniserie „Godless“ hat ein Grubenunglück im Erzbergwerk das Dorf LaBelle in Colorado männerlos gemacht. Gerade dort hat sich ein Outlaw eingenistet, der nun einen Rattenschwanz an gefährlichen Verfolgern hinter sich her zieht. Das erfordert diplomatische und andere Talente der Bewohnerinnen, allen voran Alice Fletcher (Michelle Dockery, „Downton Abbey“).

Alle Männer tot

Eine ähnliche Ausgangssituation zeigt sich in der Serie „Strange Empires“. Hier sind alle Männer einer Stadt ermordet worden. Nun schließen sich drei Witwen zusammen, um das Überleben in einem für alleinstehende Frauen eher unwirtlichen Pionierland zu sichern. Die sehr gute Serie wurde nach einer Staffel eingestellt, diese ist aber auf Amazon Prime verfügbar.

Erst heuer ist die Netflix-Miniserie „American Primeval“ erschienen. Hier gerät im Jahr 1857 Sara Rowell (Betty Gilpin) mit ihrem Sohn Devin zwischen die Fronten eines blutigen Mormonen-Massakers, in dem mithilfe des indigenen Stamms der Paiute Siedler hingemetzelt werden.

Deutscher Western

Eher Science-Fiction ist „Wynonna Earp“, in der die Urenkelin von Wyatt Earp nicht mehr gegen Posträuber und Saloonschläger, sondern gegen Dämonen kämpft. Auch einen gewissen Kuriositätsfaktor hat die deutsche Produktion „Schwarzes Gold“ – ein Western, der in der Lüneburger Heide spielt (ab 22. 12. in der ARD-Mediathek). Eine junge Frau (Harriet Herbig-Matten, „Maxton Hall“) setzt sich gegen einen maliziösen Großbauern zur Wehr, der auf das Ölfeld unter ihrem Hof scharf ist.

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