Teuer und unnütz ist nur die Evaluierung

Rund 550.000 Euro wurden bezahlt, damit man erfährt, was alle Involvierten immer schon wussten. Durch die Geheimniskrämerei über die von einer Wirtschaftskanzlei gestaltete Durchleuchtung in den drei Bundestheatern haben die involvierten Personen nichts Neues erfahren. Die nicht involvierte und naturgemäß unwissende Öffentlichkeit hingegen wurde nicht zuletzt durch die populistischen Kommentare der Boulevardzeitungen gegen Burg und Oper aufgehetzt.
Stupid
Die Zeiten von "Wollen Sie wirklich Peymann, Bernhard, Scholten" scheinen sich zu wiederholen. Durch stupide, unnötige und nichtssagende arithmetisch-buchhalterische Rechnungen von Durchschnittsbezahlungen – wobei jeder Volksschüler weiß, dass extrem hohe Werte die Durchschnittssumme subjektiv beeinflussen – entstehen als Folge reißerische Zeitungstitel: Dass ein Gastdirigent in der Oper 50 Euro pro Minute erhält und jeder "singende Gast" 10.000 Euro.
Sowohl die drei Direktionen in der evaluierten Zeit 2006–2009 als auch die Holding wussten selbstverständlich, was, wie und wem bezahlt wird. Nichts Neues haben wir erfahren.
Dem Burgtheater ist es dankenswerterweise gelungen, viel Geld zu sparen: durch höhere Festbezüge für die technischen Mitarbeiter, welche eine strukturell und künstlerisch höhere Effizienz erreichende Arbeit ermöglichen. Die gehaltsmäßigen Vergleiche zwischen Ensemblemitgliedern eines Sprechtheaters und eines Musiktheaters sind irrelevant, nichtssagend und irreführend. Schon die Kosten pro Auftritt zwischen der Volksoper und der Staatsoper zu vergleichen, führt zu lächerlichen Ergebnissen ohne jede Berücksichtigung der künstlerischen Zielsetzung.
Dass ein Gastsolist in der Staatsoper sich mit 9840 Euro pro Vorstellung zu Buche schlage und ein Ensemblemitglied mit 1755 Euro, ist arithmetisch vielleicht richtig, sachlich total falsch – nicht nur, weil Probenzeiten und Coververpflichtungen naturgemäß unbeachtet bleiben. So kostet in der Volksoper laut Evaluierung ein Auftritt eines Ensemblesängers um über 200 Euro mehr (1755 zu 1998,60 Euro) als in der Staatsoper. Jedoch bestreitet die Volksoper ihren Spielplan vornehmlich durch das Ensemble. Folglich ein vollkommen irreführender Vergleich.
Die Schlussfolgerung, dass das Augenmerk auf die Steigerung der Erlöse gelegt werden soll, da die Einnahmen pro Karte geringer seien als die "theoretisch erzielbaren", zeigt uns, dass die Evaluierung das Grundprinzip, auf welchem der Erhalt und die Funktionalität eines Theaters oder eines Opernhauses ruht, nicht berücksichtigt oder sich nicht für dieses interessiert. Der Steuerzahler erhält durch die Subvention die Bundestheater. Diesen noch einmal zu schröpfen, indem man die Kartenpreise, die der Steuerzahler auch zu zahlen hat, maximiert, beweist eine Verachtung dessen, für den man das Gebotene möglichst zugänglich macht und dem man versucht, durch höchste Effizienz künstlerische Qualität zu bieten.
Das Fragwürdige, Unnötige, Entbehrliche und nur Neid und Verwirrung Stiftende der Evaluierung entstand nur durch diese selbst. Sie schadet jedem und nützt niemandem.
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