Currentzis im Konzerthaus Wien: Schostakowitsch als Statement

Unvergesslich diese Innigkeit, mit der Vilde Frang vor einem Jahr Alban Bergs Violinkonzert im Musikverein mit den Wiener Symphonikern intonierte.
Im Wiener Konzerthaus, wo die Alban-Berg-Stiftung, eine neue Edition präsentierte, in der einige Irrtümer korrigiert sind, waren nun der Dirigent Teodor Currentzis und das SWR Symphonieorchester ihre Partner. Diese Interpreten ließen das der 18-jährig verstorbenen Manon, Tochter des Architekten Walter Gropius und Almna Mahlers, gewidmete Werk zu einem wahrhaftigen „Andenken an einen Engel“ werden.
Solistin und Orchester agierten wie ein aus einem Stück gegossener Klangkörper. Flehentlich, wie sehnsüchtig nach dem Leben erhob sich das verstörend verinnerlichte Spiel dieser Virtuosin aus dem transparenten Orchesterklang. Zart tupfte sie die Walzerpassagen an, musizierte mit unfassbarer Natürlichkeit und betörendem Ausdruck.
Höchste Präzision
Bei Dmitri Schostakowitschs 8. Symphonie in c-Moll manifestierte sich, was mit einem Chefdirigenten werden kann, der höchste Präzision einfordert und jede Passage mit Sinn interpretiert.
Currentzis fasste mit seinem brillanten Orchester in dieser „Achte“ die Emotionen einer gequälten Seele in Töne Mit Akkuratesse agierten die Streicher in allen Lagen, färbten in einzigartiger Einheitlichkeit ihre Klänge. Fulminant agierten die Bläser. Jedes Motiv war genau herausgearbeitet. Das war pure Dramatik.
Die Fortissimi gerieten zur veritablen Überwältigungsmusik voller gnadenloser Grausamkeit, die Gedanken an den Krieg evozierten. Die extremen, atemberaubenden Pianissimi hörten sich wie ein Statement an, wie überhaupt diese denkwürdig, tiefsinnige Interpretation. Ovationen.
5 Sterne
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