„Die meisten Dinge, die ich für diesen Sommer geplant hatte, passierten nicht. Aber etwas, das ich nicht geplant hatte, ist passiert: Mein achtes Album!“ Damit kündigte Taylor Swift „Folklore“ an - einen Longplayer, der nur elf Monate nach ihrem siebenten Album am Freitag überraschend veröffentlicht wurde.
Es war der Stillstand in der Corona-Krise, der die 30-Jährige dazu inspirierte: „Diese Songs sind in der Isolation entstanden und ich habe alle meine Launen, Träume, Ängste und Grübeleien hineingepackt“, schrieb sie dazu auf Facebook.
Der Titel „Folklore“ kommt dabei nicht von ungefähr: Swift, die mit Country begann und dann zu einem der erfolgreichsten Pop-Stars der USA wurde, wendet sich hier sehr ruhigen, nachdenklichen Singer/Songwriter-Sounds zu. Aufgenommen und ausgearbeitet hat sie die 16 neuen Songs mit Stars der Indie-Szene, die sie zu ihren „musikalischen Idolen“ zählt. Aaron Dessner von The National hat elf Titel mit ihr geschrieben. Bon Iver hat mit Swift „exile“ geschrieben und singt den Song auch mit ihr im Duett. Diese auf melancholischen Klavierakkorden basierende Trennungsballade ist eines der Highlights von „Folklore“.
Auch „Hoax“, das sehr reduziert mit Piano und Swifts Stimme daherkommt, gehört zu den Highlights. „Epiphany“ ist von atmosphärischen Elektronik-Spielereien getragen und „This Is Me Trying“ steigert sich von den minimalistischen, schwebenden Keyboardakkorden zu Beginn zu einer triumphalen, symphonischen Dream-Pop-Hymne.
Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, schreibt Swift in den Liner Notes, seien bei „Folklore“ verschwommen. Manche Songs, handeln von anderen Personen, in deren Situation sie sich reinversetze, andere aber auch von ihr selbst.
Dass die Künstlerin, die 170 Millionen Tonträger verkauft hat, in den letzten Jahren eine schwierige Zeit hatte, ist dabei deutlich zu spüren. Sie gewann einen Prozess gegen einen Ex-DJ, der sie sexuell belästigt hatte, geriet immer wieder in öffentliche Streitereien mit Kanye West und Katy Perry und wehrt sich derzeit gerichtlich gegen Scooter Braun, den Manager von Justin Bieber. Er hatte ihr altes Label übernommen und verbietet ihr jetzt, die alten Songs live zu spielen.
Aber egal ob sie sich über sich selbst oder Freunde Gedanken macht, so authentisch wie hier hat Swift schon lange nicht mehr geklungen.
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