Take That in Wien: Eine Popshow ohne Show

Tragen die Jungs in den großen Hallen Farbe (Bild), sah man sie im Gasometer fast nur in Schwarz gehüllt.
Am Freitag statteten Take That Wien einen Besuch ab.

Leicht hat man es als Take That im Jahr 2015 wahrlich nicht. Inzwischen auf drei Mitglieder geschrumpft, lassen auch die Ticketverkäufe zu wünschen übrig – zumindest in Österreich. Deshalb wurde das Konzert am Freitag von der Stadthalle in das kleinere Gasometer verlegt. Die Halle wirkte dann zwar mit 2500 – hauptsächlich weiblichen – Fans in den Vierzigern gut gefüllt, dafür musste das Trio aber auf den Großteil ihres Show-Schnickschnacks verzichten: keine Flammenwerfer, keine fliegenden Dreiräder, keine Backgroundtänzer. Es war quasi eine Popshow ohne Show, die – im Vergleich zu anderen Tourterminen – auch noch verkürzt ausfiel. Und unmotiviert.

Besonders in den ersten zwei Dritteln war die angezogene Handbremse bei Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald spürbar. Da half Owens deutsche Begrüßung ("Sewas, wie geht es euch? Ich bin Mark!") ebensowenig, wie Donalds Versprechen (oder Drohung?) bald wiederzukommen.

Hits & Synchro-Tanz

Die Boyband steckt natürlich dennoch in dem Trio, obwohl sie schon lange keine Boys mehr sind. Auch in Wien wurden synchron Pirouetten gedreht, charmant das Zahnpasta-Lächeln präsentiert und Damen angeschmachtet. Mark Owen – noch immer das Küken der Band – ließ es sich nicht nehmen und ging sogar auf Tuchfühlung mit dem Publikum, das teilweise schon seit den Morgenstunden vor der Halle wartete um ihren Idolen aus der Jugend ganz nahe zu sein.

Gesungen wurde übrigens auch. Die drei Mitvierziger boten einen kleinen Überblick über die 25-jährige Bandgeschichte. War die Stimmung bei "Pray" und "Patience" noch verhalten bis passabel, bebte bei "Back For Good" und dem Dan-Hartman-Cover "Relight My Fire" die Halle.

Posterboys

Haben Boybands den Ruf, "nur" singen und tanzen zu können, bewiesen Take That am Freitag, dass sie mittlerweile tatsächlich Vollblutmusiker sind. Besonders bei "Up All Night", als sich Owen die Gitarre schnappte und Barlow ans Piano setzte. Gleichzeitig bewies das Stück, dass Barlow mit Abstand der beste Sänger der um Robbie Williams und Jason Orange geschrumpften Truppe ist. Für den richtigen Sound war dennoch hauptsächlich die hervorragende Live-Band zuständig. Die hatte übrigens sichtlich mehr Spaß auf der Bühne, als Take That selbst.

Das große Finale wurde mit "These Days" eingeläutet, es folgten noch "Rule the World" und die Zugaben "Shine" und "Never Forget" – inklusive Konfettiregen. Das war das Einzige, was an diesem Abend durch die Halle flog. Denn Teddys, Liebesbriefe oder Unterwäsche landen schon seit Jahren nicht mehr auf der Bühne – die Fans sind wie ihre Posterboys erwachsen geworden.

KURIER-Wertung:

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