Tägliches Rendezvous mit tanzenden Engeln

Auf einer Bühne führen Balletttänzerinnen Übungen an der Ballettstange vor.
Natalia Horecnas gibt ihr Wien-Debüt. Die Choreografin im Interview.

Als „Ballett-Hommage“ zeigt das Wiener Staatsballett ab 15. Dezember drei Choreografien in der Staatsoper. Ballettdirektor Manuel Legris stellte den Abend über das Tänzerleben zusammen.

Neben Harald Landers Klassiker „Études“ und William Forsythes dynamischem „The Second Detail“ wird erstmals an der Staatsoper eine Choreografie Natalia Horecnas gezeigt: „Contra Clockwise Witness“ ist eine auf Michael Newtons Reinkarnationstherapie basierende schwarze Komödie.

Die 1976 in Bratislava geborene Horecna war Solistin in John Neumeiers Hamburg Ballett und tanzte in Jiří Kyliáns Nederlands Dans Theater. 2012 beendete sie ihre Tänzerkarriere. Horecna verbindet klassisches Tanzvokabular mit Tanztheater und gilt als Hoffnungsträgerin des Balletts.

KURIER: Wie kamen Sie zur Vorlage des amerikanischen Psychologen Michael Newton?

Natalia Horecna: Als mein Vater an einer Krebserkrankung starb, geriet ich aus dem Gleichgewicht. Ich glaubte immer schon an Reinkarnation und wollte wissen, wie ich mit meinem verstorbenen Vater kommunizieren kann. Meine Mutter hat Newtons Buch „Die Reisen der Seele“ gefunden und meine Fragen wurden darin beantwortet.

Wird „Contra Clockwise Witness“ ein Totentanz?

Ein Mann sitzt auf einer anderen Person und balanciert einen weißen Ball.
Das Thema Tod fasziniert mich, auch wenn das Sterben in unserer Gesellschaft häufig tabuisiert wird. Ich sehe den Tod aber positiv. In meinem Stück geht es um einen frustrierten Mann, der Selbstmord begeht. Engel führen ihn in den Himmel, wo er sein großes Lebensbuch lesen soll. Erst da erfährt er, Dinge positiv zu sehen. Ich will zeigen, dass ein Licht am Ende des Tunnels ist, egal was davor passiert.

Schwarzer Humor, Zynismus und Sarkasmus ziehen sich durch Ihre Arbeiten. Wie gehen die Tänzer des Staatsballetts mit diesen Sujets um?

Seit ich das Staatsballett auf Youtube gesehen habe, bin ich begeistert vom Können der Compagnie. Ich bin sehr glücklich, dass Manuel Legris mich eingeladen hat. Ich will, dass sich die Tänzer entfalten können, Gefühle zeigen. Ich will Menschen auf der Bühne sehen, nicht Tänzer. Ich denke, dass ich hier jeden Tag Engeln begegne!

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