Suhrkamp-Aktionär Barlach überraschend gestorben

Es schien, letztlich für alle Beteiligten, ein ausweg- und zunehmend auch aussichtsloser Kampf: Jahrelang stritten Verlagschefin Ulla Unseld-Berkewicz und Miteigentümer Hans Barlach um die Vorherrschaft im renommierten Suhrkamp Verlag.
2006 war Barlach gegen den Willen von Unseld-Berkewicz in den Verlag eingestiegen; die Verlagschefin sprach von einer „feindlichen Übernahme“ und warf Barlach vor, aus dem Verlag zu viel Geld abziehen zu wollen.
Die Situation war verfahren, die Parteien standen einander zunehmend unversöhnlich gegenüber. Es war ein Streit, bei dem es – nicht nur für viele Autoren des Verlages – um mehr ging als um Geld: Es war ein verbissenes Tauziehen um eine der prägenden Geistesinstitutionen Nachkriegs-Deutschlands, um die geistige Heimat von Größen wie Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht und Christa Wolf.
Gerichtsbeschluss
Entschieden wurde es letztlich durch die Umwandlung des Verlages in eine Aktiengesellschaft. Barlach war bei dieser Ende 2014 vom Bundesverfassungsgericht verordneten Lösung der eindeutige Verlierer: Er büßte einen großen Teil seines Einflusses auf Suhrkamp ein.
Nun, die Echos des Streits sind noch nicht verklungen, ist Barlach überraschend an einer schweren Lungenentzündung gestorben. Der Enkel des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach war 59 Jahre alt. Suhrkamp wollte sich zum überraschenden Tod nicht äußern.
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