Strand in Sicht

Strand in Sicht
Knapp einemillioneinhundertausend Österreicher und Österreicherinnen sind in heimischen Gyms eingeschrieben.

Der Sommer rückt immer näher, so wie ich in der Schule meinem Sitznachbarn, wenn ich wieder zu wenig für eine Lateinschularbeit gelernt hatte: Errarum manum esse aus Erfahrung, darum esse ich und viele andere Österreicherinnen und Österreicher nun bewusster, da zum einen die heiße Phase des Sich-in-Form-Bringens seinen peak erreicht hat und zum anderen der makellose Beachbody, wie eine Märchenfee, noch zu wünschen übrig lässt.

Aber die Ernährung ist nur die halbe Miete, denn selbst wenn man Wasser der Limonade sowie Reis den Nudeln vorzieht und anfängt, seinen Kaffee schwarz zu trinken, ist das nur ein Tropfen auf das heiße Schwein! Darum ist die logische Konsequenz die Einschreibung im Fitnessstudio des Vertrauens und die damit einhergehende Gewissheit in diesem Etablissement das erste und letzte Mal die Dienste von Worten und Sprache bemühen zu müssen.

Knapp einemillioneinhundertausend Österreicher und Österreicherinnen sind in heimischen Gyms eingeschrieben. Eine Zahl, die im europäischen Vergleich zwar einen Trainingsrückstand bedeutet, mich aber bei einem Spaziergang über die Mariahilfer Straße doch gravierend staunen lässt.

"Wenn Fitness deine Religion ist, sind wir deine Kirche", las ich unlängst auf einem Plakat eines Studios und so möchte ich abschließend ein kleines Glaubenscredo für ebendiese lifestyleform aus männlicher Sicht verfassen, der ich wirklich gerne mit größerer Distanz gegenüber stehen würde, als ich es tatsächlich tue:

(Muskel)kater unser im Himmel, geheiligt sind deine Arme, Eiweiß komme, ein Wimmerl entstehe, kleiner wird dein Pimmel werden. Unser täglich Protein gib uns heute und vergib uns unseren Kult. Vier mal vier sind zu wenig Wiederholungen. Führe uns nicht zur Untersuchung, sondern vergrößer uns unsere Fösen! Freihantelbereich, Grapefruitsaft, Hodenschwund und Neid, in Ewigkeit

ÄRMEL!

Der Kabarettist Paul Pizzera ist, alternierend mit Kollegen, regelmäßig Autor dieser Kolumne. 

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