Just mit dem Panther beschäftigt sich Franz Kapfer, 1971 in Kapfenberg geboren, in der Steiermarkschau: Er zeigt in einem der drei Pavillons, die quasi Trabanten darstellen, auf, wie sich das Wappentier im Laufe der Jahrhunderte veränderte: originalgetreu aus Metall ausgeschnitten, die Feuerzungen und die Krallen mit Nagellack bemalt. Wie Schattenfiguren hängen sie an Seilen von der Decke: Die älteste Vorlage stammt aus 1340 – und es gibt unter den 15 Varianten einen Panther aus der NS-Zeit, eingeschrieben in ein massives Hakenkreuz. Als Titel wählte Kapfer „Gemeine Kreatur“.
Auf eine ziemlich kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit (jener der Großeltern) stößt man auch in den erdigen Multimedia-Bildern von Michael Pöllinger, geboren 1992 in Leoben: Zu sehen sind Sensenmänner mit Zipfelmütze, deren Körper sich samt Gliedmaßen zu einer Art Hakenkreuz formen: „Die Sense mäht, das Verborgene entsteht.“ Ob das Kunasek gefällt, der sich für die Pflege des Brauchtums starkmacht? Kurator Günther Holler-Schuster von der Neuen Galerie des Joanneums tritt mit der exzellenten Ausstellung in Konfrontation. Zum Beispiel, weil er eine Arbeit von Milica Tomić, geboren 1960 in Belgrad und Professor für Kunst an der TU Graz, zeigt: eine bildlich ab-strahierte „Refiguration der Eigentumsverhältnisse in der Steiermark“ ab dem „Anschluss“ ans Dritte Reich 1938 (u. a. durch „Arisierung“).
Zum dritten Mal – nach 2021 und 2023 – wird die steirische Landesausstellung um einen mobilen Pavillon ergänzt. Und zum dritten Mal gibt es den Prolog mit einem solchen auf dem Heldenplatz in Wien. Heuer gab es allerdings keine direkte Beauftragung, sondern einen geladenen Wettbewerb. Das studio WG3 konnte ihn gewinnen: mit einem Konglomerat aus drei Pavillons, deren Holzgerüste mit Planen bespannt sind. Jedes der drei „Zelte“ ist einem Thema gewidmet – und alle Arbeiten (etwa die Hälfte wurde eigens für diese Schau geschaffen) – beziehen sich auf Inhalte der Steiermarkschau, die im Schloss Eggenberg am Stadtrand von Graz stattfindet. Auch vor 400 Jahren, als die prächtige Anlage errichtet wurde, gab es Krieg (den 30-jährigen), Finanz- und Klimakatastrophen. Kann man aus der Geschichte lernen? „Ambition & Illusion“ nennt sich die Steiermarkschau. Und Holler-Schuster stellte als Ergänzung eine „ambitionierte“ Kunstausstellung zusammen, in der er keine großen „Illusionen“ macht.
Die drei Zelte, mit denen die Steiermark in der Grünfläche des Heldenplatzes lagert, sind bis 30. März täglich von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu besuchen. Danach werden sie getrennt.
Der „Musik-Pavillon“, dessen Planen mit sonderbaren Figuren von Hubert Schmalix bunt bedruckt sind, wandert nach Eggenberg: Man stößt unter anderem auf eine illustre, in sich gekehrte Gesellschaft (vier Alu-Skulpturen von Erwin Wurm).
Der dunkelgrüne Pavillon, mit einem Saiteninstrument in Tannenbaum-Form von Constantin Luser bestückt, übersiedelt nach Mariazell und später nach Leoben: Dominiert wird er von einem abstrakten Rundpanorama, lesbar als Gebirge, von Herbert Brandl.
Der dritte Pavillon schließlich greift die Alpen-Adria-Idee auf: Er besteht eigentlich aus drei getrennt begehbaren Zelten. Er wird nach Ljubljana wandern – und vielleicht nach Nova Gorica, heuer Kulturhauptstadt Europas. Karlheinz Kornhäusl, der neue ÖVP-Kulturlandesrat, druckste da ein wenig herum. Überraschend klar antwortete er jedoch, warum unlängst 13 der insgesamt 15 Mitglieder des Kulturkuratoriums ausgetauscht worden sind – mit Menschen, die der ÖVP und FPÖ zuordenbar sind: Das alte Gremium hätte Förderungen durchgewunken, wiewohl das Budget nicht vorhanden gewesen sei. Ob das stimmt? Ihr Tratschpartner wird das recherchieren. Er vernahm einstweilen vorsichtig optimistisch Kornhäusls Bekenntnis – nicht nur zum Joanneum und zu den Bühnen Graz, sondern auch zur freien Szene und zum Festival „Steirischer Herbst“ ...
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