Start von "Bock auf Kultur"

Im Wiener Gartenbaukino wurde das jährliche "Bock auf Kultur"-Benefiz-Festival eröffnet. Unter dem Titel "Lokale Hilfe" spenden zudem 117 Lokale die Hälfte der heutigen Einnahmen dem Verein sowie der Caritas. "Das habe ich so noch nie erlebt", sagte Festivalleiter Emanuel Hinterbauer bei einer Pressekonferenz am Donnerstag
Neu ist das namhafte Kuratorenteam, das das diesjährige Festival (bis 15. Dezember) gestaltet hat: Mehr als 30 Veranstaltungen mit mehr als 150 Künstlern, darunter die erstmaligen Flucht-Film-Tage (1. bis 6. Oktober) und einen Kabarett-Marathon (19. bis 25.10.), hat das Team aufgestellt. "Wir haben einander gefunden, gemeinsam gebrainstormt und dann wüst Kontakte hin- und hergeworfen", erläuterte "Singer Songwriter Circus"-Veranstalterin Clara Blume die gemeinsame Arbeit mit Musikerin Eva Jantschitsch alias Gustav, Daniel Kohlmeigner vom Elektro-Duo Ogris Debris, FM4-Ombudsmann Hosea Ratschiller und Regisseur Jakub Kavin.
Theater, Musik, Film und mehr
So präsentieren Blume und Kohlmeigner Acts wie Dawa, Elektro Guzzi, die Strottern und Coshiva im WUK, holt Jantschitsch als "frühes Weihnachtsgeschenk" Dorian Concept & Fennesz sowie Radian am 10. Dezember ins Radiokulturhaus und bildet Ratschiller mit zwei Shows im Theater Akzent sowie einem siebentägigen "Marathon" im Mon Ami quasi die gesamte Kabarettszene ab. Reservierung in dem kleinen Lokal im sechsten Wiener Gemeindebezirk ist empfohlen, angesagt haben sich Kabarettgrößen wie Martin Puntigam ebenso wie Clowns, das Satire-Duo Gebrüder Moped und FM4 "Morning Show"-Institution Stuart Freeman, der sein Debüt als Stand-Up-Comedian gibt.
Abseits Konzerten, Partys und einem Poetry Slam bringt Jakub Kavin sein Theaterstück "outsiders" von 3. bis 5. Oktober in die Anker Brotfabrik. Mit Schauspielern ebenso wie Menschen mit Fluchterfahrung, die im Stück eine Gruppe bilden, die in einem Wiener U-Bahn-Waggon feststecken, will er der "Homogenität auf Österreichs Bühnen entgegenwirken". Davon, was Flucht bedeutet, erzählen auch die Produktionen im Rahmen der ersten Flucht-Film-Tage, die heute mit einem Kurzfilmprogramm, der Fotoausstellung "boatpeople" und einer anschließenden Opening Party im Gartenbaukino ihren Anfang nehmen. Es folgen u.a. "Macondo" der österreich-iranischen Regisseurin Sudabeh Mortezai und "Die 727 Tage ohne Karamo" von Anja Salomonowitz.
Flüchtlingshilfe
Mit dem Let's CEE zeigt man dann am Samstag (3.10.) die serbische Produktion "Logbook Serbistan" - zur eigentlich besten Zeit um 20 Uhr im Urania Kino, aber damit auch parallel zum groß angelegten "Voices for Refugees"-Konzert am Heldenplatz. "Wir konkurrieren teilweise mit tollen Veranstaltungen", merkte Kohlmeigner schmunzelnd an. Das Ziel von Veranstaltungen wie diesen aber sei dasselbe: "Awareness zu schaffen", so Jantschitsch, die seit Jahren unentgeltlich im Rahmen von " Bock auf Kultur" auftritt. "Organisationen wie der Verein Ute Bock werden seit Jahren von der öffentlichen Hand ausgeblutet, obwohl sie Arbeit übernehmen, die eigentlich dem Staat übertragen wurde. Das macht uns wütend und fassungslos."
Die Aufmerksamkeit braucht der von Flüchtlingshelferin Ute Bock ins Leben gerufene Verein mehr denn je, wie Pressesprecher und Festivalleiter Hinterbauer bekräftigte. Das Motto des seit 2003 veranstalteten Festivals, "Wir treten auf, solange Flüchtlinge auf der Straße stehen", sei aktuell wie nie: Der Platz für Asylwerber werde knapper, die Situation für Flüchtlinge abseits politisch und medial wahrgenommener Krisenherde schlechter und die Art der Unterbringung vielerorts menschenunwürdig. Die Gesamteinnahmen von "Bock auf Kultur" fließen dementsprechend vor allem in die Finanzierung von Unterkünften. Denn: "Der Winter kommt", warnte Hinterbauer, der auf "regen Festivalbesuch" hofft - und auf "Spenden, die vielleicht auch mal über die angegebene Summe hinausgehen".
Infos: Veranstaltungen von 1. Oktober bis 18. Dezember an verschiedenen Orten in Wien.
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