Woher kommt Ihre Kreativität, Ihre Vorstellungskraft?
Von meiner Mutter. Und von Reisen und Umzügen. Wie heißt dieser Sting-Song? „An Englishman in New York“. Das war ich. Ich bin nach der Uni sofort auf Reisen gegangen, 1960 zum ersten Mal auf Coney Island gestanden und habe Millionen Fotos gemacht. Ich spazierte durch Harlem, ohne zu wissen, wie gefährlich das ist. War es übrigens gar nicht. Der heute sauteure Teil von Manhattan war damals wie ein Kriegsgebiet. Durch den heute hippen Meat Packing District konntest du nicht gehen, ohne Leichen auf der Straße zu sehen. Genau dort drehte ich unzählige Werbungen. Ich verdiente so viel Geld, dass ich mir drei neue Anzüge pro Monat leisten konnte.
Wie viele Werbungen haben Sie gemacht?
Ungefähr 2.000, 2.500? Und sehr viel Live-TV. Ich habe bei der BBC begonnen, dort habe ich das Multi-Kamera-System gelernt, das ich bis heute anwende. Die meisten Regisseure drehen mit einer Kamera, ich mit sechs. Das rettet die Schauspieler und erspart mir, „Cut!“ zu rufen. Ich drehe einfach weiter und habe beim Schnitt viel mehr Auswahl.
Wie bereiten Sie sich auf einen Film vor?
Ich mache meine Hausaufgaben, ich setze mich hin, ohne Telefon, weil ich mich nur ohne Ablenkung konzentrieren kann. Da denke ich über die Geschichte nach. Ich mache Notizen, und wenn ich damit fertig bin, beginnt der Teil, in der ich nach Drehorten suche, die Rollen besetze. Das kann chaotisch werden, aber zu dem Zeitpunkt habe ich bereits ein dickes Notizbuch gefüllt, das meine Bibel ist. Wenn zu viele Leute mitmischen, werde ich sehr unangenehm. In meiner Küche gibt’s kein Teamwork, ich schneide dir die Finger ab, wenn du beginnst die Zwiebel zu schneiden. Ich bin der Koch, und ich weiß, was ich tue.
In „Thelma & Louise“ haben Sie Brad Pitt entdeckt. Haben Sie noch Kontakt mit ihm?
Ja, Brad ist ein ganz netter Typ. Wir haben damals ja nur eine knappe Woche miteinander gearbeitet, er hatte nur vier Szenen. Er hat ziemlich viel aus seiner Chance gemacht, finden Sie nicht?
Was treibt Sie nach wie vor an? Gute Schauspieler, Drehbücher, Spannung?
Ich brauche keine Spannung mehr im Leben. Beruflich schätze ich mich sehr glücklich, dass ich noch immer imstande bin, das zu tun, was ich liebe, dass mir die Kraft und das Interesse dafür nicht ausgeht, und ich es immer noch auf sehr hohem Niveau tun kann. Und selbst, wenn ich keine Zeit habe, aber das Drehbuch gut ist, dann produziere ich halt nur. Und privat brauche ich auch nicht irgendwelche Verlockungen, um mein Leben spannend zu machen. Diesen Unsinn habe ich mit 40 aufgegeben.
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