Staatssekretär Auslandskultur: Ein Sepp, der für die Kunst brennt

Salzburg-Connection: Helga Rabl-Stadler und Sepp Schellhorn
Am Mittwoch lud Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Nationalbibliothek (ÖNB), zu einem Festakt. Das Literaturmuseum ist schließlich zehn Jahre alt geworden (und daher zehn Tage gratis zu besuchen). Josef Ostermayer, der ehemalige SPÖ-Kulturminister, gratulierte danach Gustav Ernst, der soeben mit Karin Fleischanderl die 100. Nummer der Zeitschrift kolik herausgebracht hat. Und auch Sepp Schellhorn war da: Der ehemalige Kultursprecher der Neos schwärmte von Anna Mabo, Yasmo und Eva Menasse, die den Abend mit Liedern, Lyrik und einer Warnung vor KI-Simplifizierung bestritten hatten.
Tags darauf gab Schellhorn eine Pressekonferenz und erklärte, was der Sepp macht – als neuer Staatssekretär für die Auslandskultur. Ihr Tratschpartner staunte. Denn in den letzten zwei Jahrzehnten hatte es im Außenministerium niemand der Mühe wert empfunden, die kulturellen Aktivitäten darzulegen. Vielleicht wollte man auch nur verschweigen, dass die Mittel seit dem Jahr 2007 (!) nicht erhöht wurden.
Aber Schellhorn, der sich nicht nur am Herd die Finger verbrennt, brennt für die Kunst. Daher gehöre, wie er sagt, die Auslandskultur gestärkt. Im Gegensatz zu SPÖ-Kulturminister Andi Babler, der sich gerade viele Feinde in der Filmwirtschaft macht, darf er gestalten: Gerüchteweise gibt es mehr als eine Million Euro zusätzlich für Sonderprojekte.
Schellhorn stellte zudem Regina Rusz vor, die als neue Sektionsleiterin auf Christoph Thun-Hohenstein folgte. Kurator Simon Mraz, viele Jahre Kulturattaché in Moskau, verstärkt nun fix bestallt das Team. Und Helga Rabl-Stadler, ehemalige Präsidentin der Salzburger Festspiele, fungiert wieder als treibende Kraft im Werkvertrag. Mit Mraz baut sie das exemplarische „Artists Solidarity Program Europe“ aus: Unter Druck geratene Künstlerinnen aus Russland, der Ukraine und Weißrussland dürfen jeweils drei Monate in Österreich leben und arbeiten. Rabl-Stadler will das Modell der EU schmackhaft machen.
Von Schellhorn wird man schon bald wieder hören. Denn er ist nun für die UNESCO zuständig – und daher mit dem Vorgaben sprengenden Bauprojekt von Michael Tojner für das Heumarkt-Areal befasst.
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