Staatspreise für Drago Jančar, Gertraud Klemm, Kathrin Röggla ...

Staatspreis für europäische Literatur: Erzähler und Essayist
Die Literaturpreise 2020 gehen an Drago Jančar, Gertraud Klemm, Kathrin Röggla, Leonora Leitl, Renate Habinger und Thomas Macho

„Wir leben gerade in einer für uns alle sehr herausfordernden Zeit. Dennoch möchte ich heute unsere diesjährigen Literaturpreisträgerinnen und -träger bekannt geben, die Ende Februar von unseren Expertinnen und Experten in den Jurys nominiert worden sind. Bücher geben uns die Möglichkeit innezuhalten und Abstand zu gewinnen. Bücher – und sie werden von vielen Buchhandlungen auch nach Hause geliefert – helfen uns zu reflektieren, zu lernen und Hoffnung zu schöpfen. Sie entführen uns in andere Zeiten und an unbekannte Orte. Sie zeigen uns Menschen, und was diese erfahren, erleben, fühlen und denken. Und oft legen sie Einspruch ein – gegen kleine und große Übel, gegen Ignoranz und Überheblichkeit, gegen Unrecht und Unmenschlichkeit,“ so Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek in einer Presseaussendung am Mittwoch.

Der slowenische Romancier, Erzähler und Essayist Drago Jančar wird mit dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur ausgezeichnet. Der Outstanding Artist Award für Literatur geht an Gertraud Klemm. Der Österreichische Kunstpreis für Literatur wird Kathrin Röggla zuerkannt. In der Kinder- und Jugendliteratur gehen die Preise an die Illustratorinnen und Autorinnen Leonora Leitl und Renate Habinger. Den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik erhält Thomas Macho.

„Ich gratuliere den Autorinnen und Autoren sowie den beiden Illustratorinnen herzlich zu den Auszeichnungen. Sobald es wieder möglich sein wird, Veranstaltungen abzuhalten, werden wir mit den Planungen für die Verleihungen beginnen, damit wir dann mit den Literaturbegeisterten unseres Landes diese wunderbaren Künstlerinnen und Künstler feiern können,“ so Lunacek.

Staatspreis für europäische Literatur

Mit Drago Jančar werde ein Schriftsteller geehrt, dessen Werk bezeugt: ohne Widerspruch, ohne Widerrede bleibt jedes Bild unvollständig und in der Tendenz totalitär. Drago Jančars vielgestaltiges Werk sei durchdrungen von einer „Offenheit voller Zweifel“. Drago Jančar schreibt seit jeher im Bemühen darum, Simplifizierungen als etwas kenntlich zu machen, das letztlich auf die Vernichtung der Menschlichkeit hinausläuft. „Am Einzelnen die Verwerfungen unserer Geschichte eindringlich nachvollziehbar zu machen: darin liegt eine der großen Stärken seiner Literatur“, so die Jury-Begründung. Der Staatspreis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Outstanding Artist Award: Gertraud Klemm

Gertraud Klemm erhält den Outstanding Artist Award für Literatur (10.000 Euro). Ihr sei es in bisher fünf, in rascher Abfolge seit 2015 erschienen Romanen gelungen, Feminismus nicht nur zu propagieren, sondern auch literarisch erfolgreich umzusetzen. „Gertraud Klemm ruft mit ihren Büchern vor allem in Erinnerung, dass alles Schreiben über jenen utopischen Kern verfügen muss, der einmal folgendermaßen definiert wurde: ‚Keine neue Welt ohne neue Sprache!'“, so die Jury. 

Kunstpreis für Literatur: Kathrin Röggla

Den Österreichischen Kunstpreis für Literatur (15.000 Euro) erhält Kathrin Röggla. Sie hätte sich in den vergangenen Jahren als eine der innovativsten und relevantesten Stimmen der gesamten deutschsprachigen Literatur ihrer Generation etablieren können, wovon nicht nur zahlreiche Preise zeugen, sondern auch eine inzwischen beachtliche Intensität an literaturwissenschaftlicher Rezeption. „Schon seit ihren Anfängen widmet sich Röggla der Darstellung, Analyse und Kritik der Gegenwartsgesellschaft, des neoliberalen Ausnahmezustands und seinen sozialen wie sprachlichen Verwerfungen. Gerade diese doppelte Optik zeichnet ihr literarisches OEuvre aus“, so die Jury.

Kinder- und Jugendliteratur: Leonora Leitl, Renate Habinger

Der Outstanding Artist Award für Kinder- und Jugendliteratur (10.000 Euro) geht an Leonora Leitl: „Leonora Leitl stellt scheinbar naive Figurengestaltungen in kräftiger Farbigkeit in den Vordergrund, weiß aber die Komplexität der jeweiligen Texte künstlerisch zu inszenieren, indem sie nicht nur mit Buntstift und Collagetechniken arbeitet, sondern auch zu ganz ungewöhnlichen Materialien greift“, begründet die Jury. 

Der Österreichischer Kunstpreis für Kinder- und Jugendliteratur (15.000 Euro) geht an Renate Habinger, die seit nunmehr rund 40 Jahren als Illustratorin und Autorin eine Ausnahmeerscheinung in der österreichischen Kinderbuchszene sei. „Ihr umfangreiches Werk ist geprägt von der Lust am (Sprach-)Spiel, setzt vermeintliche Kleinigkeiten groß in Szene und erkundet ein ums andere Mal mit variierenden stilistischen Mitteln die Möglichkeiten und Grenzen des Erzählens in Wort und vor allem mit Bildern“, so die Jury. 

Staatspreis für Kulturpublizistik: Thomas Macho

Und der Österreichische Staatspreis für Kulturpublizistik (10.000 Euro) geht an Thomas Macho: Er lasse sich von seiner Sympathie für Abzweigungen und Nebenwege leiten und bleibe zugleich auf eine Hauptfrage konzentriert – in seinem Fall: Tod und Sterblichkeit. „Seine besondere kulturpublizistische Leistung besteht nicht zuletzt in seinen klug gesetzten Zitaten. Wie kaum ein anderer weiß Thomas Macho die Verknüpfung menschlichen Handelns mit politischen, kunstgeschichtlichen und mythischen Narrativen sichtbar zu machen“, so die Jury.

 

 

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