St. Margarethen: Aufbruchstimmung im Steinbruch

Es ist deutlich zu spüren: Die Turbulenzen in diesem Jahr hat man in St. Margarethen und Umgebung noch nicht ganz verwunden. "Wir haben eine schwierige Saison hinter uns", eröffnete "Arenaria"-Geschäftsführer Karl Wessely die Pressekonferenz zur Spielsaison 2015 im burgenländischen Römersteinbruch (8. Juli bis 15. August), in der man auf Giacomo Puccinis "Tosca" setzt. 2014 sei von Spannungen und großer Sorge um den Kartenverkauf geprägt gewesen, so die Anspielung auf die – aus einer Überschuldung von rund vier Millionen Euro resultierende – Insolvenz der Opernfestspiele und den Bruch mit Geschäftsführer Wolfgang Werner.
Zukunftsperspektiven
So viel zur Vergangenheit. Der erste Blick in die Zukunft des Steinbruchs mutet wesentlich zuversichtlicher an. "Das bisherige Konzept ist überholt. Nun starten wir in eine neue Epoche, die auch für ein Publikum interessant sein soll, das sonst Kulturstätten wie die Staatsoper besucht", verspricht Wessely – und präsentiert auch gleich die großen Hoffnungsträger. Film-Regisseur Robert Dornhelm, der 2013 mit "La Bohème" im Steinbruch sein Opernregie-Debüt feierte, zeichnet zum dritten Mal für die Inszenierung verantwortlich. Dabei unterstützt wird der Filmemacher von Amra Bergman-Buchbinder, die als Ausstatterin fungiert. Unter Engelsflügeln"Drei Tage lang begaben wir uns in Rom auf Puccinis Spuren, um uns für das Bühnenbild inspirieren zu lassen", erzählt die erfahrene Ausstatterin und Schwiegertochter von Konzertpianist Rudolf Buchbinder. Das erste Ergebnis der kreativen Reise: ein überdimensionaler Engel im Steinbruch, unter dessen riesigen, beweglichen Flügeln "Tosca" gespielt werden soll.
Kritik an der starken Einbindung einer Leinwand und den Einsatz von Mikrofonen für die Opernsänger lässt Regisseur Dornhelm nicht gelten: "Wir befinden uns im Steinbruch im Freien, in einer sehr weitläufigen Ausnahmesituation, die es erfordert Bild und Ton zu verstärken." Dass es ihm an langjähriger Opernregie-Erfahrung fehle, sehe er zudem als Vorteil. "Ich bin kein Freund der Routine, sondern einer des Abenteuers."
Bei der musikalischen Leitung setzt man indes mit Michael Güttler auf einen Routinier: Der Chefdirigent der Finnischen Nationaloper in Helsinki zählt spätestens seit seinem kurzfristigen Einspringen für Valvery Gergiev im " Ring des Nibelungen" und "Parsifal" am Mariinsky-Theater in St. Petersburg zu den besten der jungen Dirigentengeneration.
Netrebkos Verlobter
Auch in die Hauptdarsteller im "Opernkrimi im Steinbruch", wie man "Tosca" in St. Margarethen ankündigt, setzt man große Hoffnungen: Neben Alexia Voulgaridou als Tosca wird Yusif Eyvazov den Cavaradossi geben. Der Verlobte von Opernstar Anna Netrebko, die im nächsten Jahr die Kinderoper "Schneekönigin" im Schloss Esterhazy aufführen wird, freut sich auf sein Debüt im Burgenland: "Tosca war die erste Oper, die ich im Bolschoi Theater in Moskau gesungen habe", so der Tenor, der sich als halber Italiener sieht: "Ich habe dort 16 Jahre lang gelebt – die Rolle des Cavaradossi liegt mir also." Dass Anna Netrebko die Premiere am 8. Juli besucht, wäre freilich sein Wunsch, wohl auch jener der Geschäftsführung und des Publikums.
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