"Spy" – Susan Cooper Undercover

Cooper, Susan Cooper. Und wer jetzt an Bond, James Bond denkt, liegt völlig richtig. Doch Susan Cooper ist naturgemäß nicht James Bond, sondern seine weibliche, schwergewichtige Parodie in Form der umwerfenden Melissa McCarthy.
McCarthy ist im Comedy-Bereich eine Klasse für sich und hat schon viele Männer schwungvoll aufs Kreuz gelegt – man denke nur an an ihren schlagkräftigen Auftritt in "Taffe Mädels", wo sie gemeinsam mit Sandra Bullock auf Streife geht. Regie führte damals wie heute der formidable Paul Feig, seit seiner sensationell lustigen Komödie "Brautalarm" Hollywoods Freund der Frauen im komischen Fach.
Melissa McCarthys Talent liegt sowohl in ihrer rabiaten Körperlichkeit (kaum eine kann sich so blitzschnell wie ein brummender Käfer auf den Rücken werfen – oder auch auf den Bauch) wie auch ihrem perfekten Timing. Gleichzeitig bedient sie in furchtloser Selbstparodie das Klischee der dicken, unattraktiven Frau über vierzig ("Wir brauchen jemanden, der unsichtbar ist"), während sie zur umfassenden Agenten-Persiflage ausholt.
Es beginnt mit Jude Law, der als als bondiger Geheimagent Bradley Fine beste Figur macht – wenn er nicht gerade versehentlich einen Hauptzeugen erschießt, weil er niesen muss. Nach seiner Enttarnung soll Partnerin Susan Cooper einspringen. Bislang bestand Coopers Aufgabe darin, Fine per Funk mit Infos zu versorgen und seinen Rasen zu mähen. Nun bekommt sie eine neue Identität verpasst und wird an der Front des internationalen Terrorismus – Paris, Rom, Budapest – eingesetzt.
Werden den Männern im Spionage-Einsatz meist Maßanzüge und schnelle Autos zur Verfügung gestellt, muss sich Susan unschön als geschiedene Hausfrau aus Iowa oder als dauergewellte, alleinstehende Katzenbesitzerin verkleiden ("Ich seh’ aus wie die schwulenfeindliche Verwandte"). Die Gadgets, die sie auf ihre Mission mitbekommt, sind ebenfalls wenig sexy. Die chloroformierten Knock-out-Tücher kommen in Form von Hämorrhoiden-Lappen daher, die Anti-Gift-Pillen als Stuhlauflockerer.
Frisch betoniert
Auch an Action-Elementen wie Verfolgungsjagden mangelt es nicht: Einmal schwingt sich Susan entschlossen auf einen Pizza-Flitzer und kippt elegant noch im Stehen um. Ein andermal setzt sie mit dem Roller zum großen Sprung an, nur um dann auf einer frisch betonierten Straße in Zeitlupe zu "rasen".
Überraschendes Talent zur Selbstparodie beweist übrigens auch Jason Statham als Coopers nervtötender Kollege: Es gelingt ihm mühelos, sein Image des harten Muskelhelden in das des Super-Deppen umzuwandeln.
Ein kleiner Wermutstropfen allerdings ist manchmal die deutsche Synchronisation: Sätze wie "Ach du dickes Ei" klingen nach "Rabe Socke"; witziger die Italo-Übersetzungen: "Viele Glucke", wünscht der italienische Spion seiner US-Kollegin – wenn er nicht gerade nach ihren Möpsen grapscht.
KURIER-Wertung:
Info: "Spy" – Susan Cooper Under Cover. USA 2015. 120 Min. Von Paul Feig. Mit Melissa McCarthy.
Im Kino: "Spy - Susan Cooper Undercover"
Mit "Montage of Heck" ("Collage aus der Hölle") kommt eine weitere cineastische Abhandlung über den Nirvana-Frontmann auf die Leinwand. Der Dokumentarfilm des Regisseurs Brett Morgen, der in "Crossfire Hurricane" bereits die Karriere der Rolling Stones verfilmte, ist zum Glück mehr als nur eine weitere Fußnote zum Mythos Cobain. Das liegt etwa am glücklichen Umstand, dass Morgan der Zugang zum unveröffentlichten Nachlass der Rocklegende gewährt wurde. Er durfte sich also durch Material wühlen, das anderen Filmemachern verwehrt blieb.
Mit Notizen, Zeichnungen, Demo-Aufnahmen, intimen Homevideos und Fotos wird einem detailreich und ungeschönt die Selbstauslöschung von Cobain erzählt, der von seiner Rolle als letzter großer Rock ’n’ Roller stets überfordert war.
KURIER-Wertung:
Info: Cobain - Montage of Heck. USA 2015. 145 Min. Von Brett Morgan. Mit Kurt Cobain, Courtney Love, K. Novoselić.

Es wird nicht mehr lange dauern, und der Hamburger aus künstlichem Fleisch lässt sich vom echten Hamburger nicht mehr unterscheiden – behauptet ein Wissenschaftler vom "Cultured Beef Project", der von Tierschützern unterstützt wird. Doch kann künstliches Fleisch den drohenden Nahrungsmangel einer explodierenden Weltbevölkerung lindern? Oder wird es doch wieder nur westlichen, kaufkräftigen Konsumenten zur Verfügung stehen?
"Food Fighter" Valentin Thurn, der mit seinem Kinofilm "Taste the Waste" einen der erfolgreichsten deutschen Dokus drehte, beschäftigt sich nun mit der Problematik der Welternährung. Er lotet verschiedene Positionen zwischen Massentierhaltung Gentechnologien und biologischer Landwirtschaft aus – und erklärt uns in einfachen Worten, wo die Stärken und Schwächen liegen. Anstatt dabei aber in apokalyptischen Prognosen zu versinken, weist Thurn konkret auf jene Projekte hin, in der Menschen sich die Landwirtschaft zurück erobern.
KURIER-Wertung:
Info: "10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?" Deutschland 2015. 103 Minuten. Von Valentin Thurn.

Regisseur Valentin Thurn reist um den Globus und stellt dabei harte Fragen.
Wenn sie nicht tanzen könnte, würde sie krank werden, behauptet eine französische Pensionistin und walzt mit einem Hemd im Arm durch die Wohnung. Meist aber begnügt sie sich nicht mit Wäschestücken, sondern trifft sich mit anderen tanzwütigen Pensionisten: In einer Tanzbar in Paris, wo regelmäßig ältere Herrschaften einchecken, lebenslustig über den Tanzboden fegen und ihr Glück in der Affäre und der Liebe versuchen.
Die Dokumentaristin Bettina Blümner folgt einigen der Tänzer und Tänzerinnen nach Hause und lässt sie aus deren Leben erzählen. Zwei alte Herren prahlen unverhohlen mit den vielen Frauen, mit denen sie im Bett waren. Die Golden Girls wiederum beklagen den Mangel an romantischen Gefühlen bei den Tanzpartnern, die sich oft als regelrechte Grapscher erweisen. Allzu resolut dürfe man sie aber nicht abweisen – "sonst wird man nicht mehr aufgefordert." Die Gender-Stereotypie ist teilweise regelrecht deprimierend, wenn etwa ein 80-Jähriger erzählt, er habe seine Ex-Verlobte wieder getroffen – "doch sie war alt und dick, und nach einer halben Stunde bin ich wieder gegangen." Am klarsten verhalten sich da die "Eintänzer": Sie lassen sich von wohlhabenden Ladies für ihre Tanzdienste bezahlen. Intime Einblicke wie diese gewährt Blümner in das Liebes- und Sexualleben einer Bevölkerungsgruppe, der man gerne beides abspricht.
KURIER-Wertung:
Info: Parcours D’Amour. Frankreich/Deutschland 2015. 81 Minuten. Von Bettina Blümner.

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